Zauberwort – Passwort – Schlüsselwort

Foto: Quistnix - CC BY-SA 3.0

Mit dem „Zauberwort“ haben wir den letzten Impuls beendet, und zwar mit den Zeilen von Joseph von Eichendorff:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.

Das Zauberwort. Das ist sehr romantische Sprache und romantisches Denken und Fühlen. Es berührt uns noch heute. Wir können das so leicht mitvollziehen. Die Stille erst über allem und dann beginnt die ganze Frühlingswelt zu singen mit allen Vogelstimmen, mit dem lauen Frühlingswind, der auch Hundegebell, Glockengeläut oder gar Klavier und Flöte zu mir herüberweht. Ja, das kann auch heute geschehen. Als hätte jemand dieses Zauberwort ausgesprochen.

Aber alltäglich ist uns heute meist das Passwort. Und wehe, wenn ich eines der vielen Passwörter verlegt habe und nicht wiederfinde. Dann fehlt mir plötzlich der Zugang zu meinen Daten. Oh, Du Schreck! Ich wüsste nicht mehr, wie ich weiter schreiben sollte am nächsten Tag. Das ist dann eine Katastrophe und eine Welt bleibt mir erst einmal verschlossen. Jeder von uns kennt das und hat es schon erlebt. Haben Sie ein Passwortverzeichnis und wo ist es? Und ist es selbst wieder passwortgeschützt?

Mir geht es aber in diesem Impuls mehr um ein Passwort oder ein Zauberwort, das Zugang zum Herzen schafft und nicht zu Geräten. Kann das das Schlüsselwort sein? Schlüsselwort ist vielleicht auch noch zu sachlich und meint eigentlich in der Psychologie meines Mitbruders Karl Frielingsdorf ein Wort oder einen Satz, der die grundsätzliche Lebenssituation eines Menschen beschreibt: „Du bist eine Last.“ Oder: „Du bist meine Freude!“ Das hat vielleicht die Mutter gesagt von Anfang an. Das kann ich lange vergessen haben, aber es prägt meine Haltung zum Leben, zum anderen, zu mir selbst, ja, sogar zu Gott. So ein Satz oder Wort schließt alles auf, macht es verständlich und ermöglicht dann auch Veränderung, weil ich mich neu dazu stellen kann. Ja, das ist schon sehr nahe an dem, was ich meine.

Dieses Schlüsselwort hat nämlich bewusst oder unbewusst mein Leben bestimmt und alles geprägt. Es ist wie ein Schicksal. Ja, dieses Schlüsselwort ist, wenn ich es richtig erfasst und erinnert habe, tatsächlich mein Schicksal. Mehr jedoch im Sinne eines Verhängnisses. Ein Verhängnis ist wie ein Urteil, das verhängt wird. Es bestimmt und prägt, aber es ist nicht unbedingt meines. Es ist von anderen über mir aufgehängt. Es kann sein, dass ich damit immerzu hadere und kämpfe und es ablehne. Es kann auch die Ressource sein, die Kraftquelle meines Lebens und mir in allem helfen, mein Leben zu meistern.

Ich will hier jedoch auf etwas hinaus, das die Bibel mit dem „Namen“ meint. Der Name ist etwas, das ich bekommen habe und für viele etwas Zufälliges ist, bis dahin, dass meine Eltern vielleicht gerade für Udo Jürgens oder für Alexandras „Mein Freund, der Baum“ schwärmten. Und darum nennen sie ihr Kind halt Udo oder Alexandra. Biblisch ist aber der Name viel mehr und geht in die Richtung des Schlüsselwortes, aber nicht sachlich, sondern persönlich. Der Name drückt da das Wesen aus oder auch die Berufung. Wie ich gerufen werde und wozu ich gerufen bin und was daher mein Beruf ist, das hängt zuinnerst zusammen.

Es gibt ein berühmtes Gedicht von T. S. Eliot, das das sehr gut und humorvoll ausdrückt: „The Naming of Cats…“. Da spricht er davon, dass jede Katze drei Namen hat und haben sollte. Einen ganz gewöhnlichen (siehe oben Udo oder Alexandra), dann einen einmaligen, den nur diese Katze hat und der sie zu einer würdevollen und stolzen Katze mit erhobenem Schwanze macht und einen dritten, den nur die Katze allein kennt und den sie auch immer mal wieder meditiert und besinnt… Übrigens ist dieses Gedicht dann vertont worden und wird im Musical „Cats“ gesungen. Hier finden sie eine deutsche Nachdichtung von Erich Kästner.

Ja, um diesen dritten Namen geht es. Da soll ich es machen wie die Katze und ihn meditieren und herausfinden, wie Gott mich bei meinem Namen ruft und beruft und wie dieser Name mir den Sinn meines Lebens erschließt und meine Berufung durch Gott.

Das ist eine und mehr als nur eine Meditationszeit wert, diesen innersten Namen zu erlauschen und mich (wieder) bei ihm rufen zu lassen.

Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ

10. Mai 2023

Welche Namen von lieben Menschen sprechen Sie gern aus? Welche verändern die ganze Atmosphäre, machen alles leicht und hell? Gibt es solche Namen für Sie?
Für die Bibel sind solche alles verwandelnden Namen der Name Gottes selbst, wie er in Exodus 3 (= 2. Buch Mose 3) dem Mose offenbart wird, oder in der Apostelgeschichte der Name Jesu, durch den Petrus einen Gelähmten heilen konnte. Zu diesem Namen sagt er in einer Rede das unten Folgende.
Für die Jesuiten ist der Name Jesu zum Wappen geworden, auf dem dieser Text der Apostelgeschichte zu lesen ist: in diesem Namen sollen wir gerettet werden (in hoc nomine oportet nos salvos fieri).

 

Apostelgeschichte 4,5 - 12

4,5 Es geschah: Am anderen Morgen versammelten sich ihre Oberen sowie die Ältesten und die Schriftgelehrten in Jerusalem, 6 dazu Hannas, der Hohepriester, Kajaphas, Johannes, Alexander und alle, die aus dem Geschlecht der Hohepriester stammten.[1] 7 Sie stellten die beiden in die Mitte und forschten sie aus: Mit welcher Kraft oder in wessen Namen habt ihr das getan? 8 Da sagte Petrus, erfüllt vom Heiligen Geist, zu ihnen: Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! 9 Wenn wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, 10 so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. 11 Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. 12 Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.