„What a difference a day makes…“

Foto: Lux Raimbow Rafael - CC BY-SA 4.0

Das ist der Titel eines bekannten Songs. Für mich am besten mit der Stimme von Dinah Washington. Hier können Sie ihn hören. Ein einfaches Liebeslied. Vierundzwanzig Stunden kurze Stunden machen einen Unterschied, wie er größer kaum vorstellbar ist. Gestern war das Seelenwetter noch grau und traurig. Voller Regen. Heute zeigt es lauter strahlende Sonne und blühende Blumen. Denn nun sind wir wieder zusammen. Die Einsamkeit und Verlorenheit sind vorbei, seit Du meinen Namen riefst. Was so eine kurze Zeit für einen völligen Unterschied macht!

Jetzt leuchtet vor mir ein Regenbogen (wie man oben sehen kann). Der Himmel ist nicht mehr sturmgepeitscht seit dem Augenblick des Glücks, seit deinem Kuss. Nun steht Liebe auf dem Tagesplan. Was so ein paar Stunden für einen Unterschied bedeuten. Und der Unterschied, der bist Du! So singt Dinah Washington in etwa mit meinen Worten. Hier der englische Originaltext. Gut nachfühlbar und berührend.

Für mich passt dieses Liebeslied aber auch sehr gut zu Ostern. Es könnte zum Beispiel das Osterlied von Maria Magdalena sein. Versuchen Sie es einmal so zu hören! Früher in meiner Jugend und am Beginn meines persönlichen Glaubenslebens habe ich oft so ähnliche Songs quasi umgewidmet auf einen religiösen Inhalt oder besser auf die Beziehung zwischen mir und Christus hin. Das geht sehr gut, denn – so sage ich heute als alter Theologe – wenn etwas sinnvoll vergleichbar ist, dann sind es nicht Sachbezüge, sondern personale Beziehungen, die das Verhältnis von Gott und Mensch bei aller Andersheit am angemessensten beschreiben.

Dennoch denken wir oft unsere menschlichen Beziehungen und auch unsere Gottesbeziehungen in mechanischen Bildern und Vergleichen wie zum Beispiel „einschalten“, „abschalten“, auf der Platte haben, einen Blackout haben, Gas geben, bremsen oder blöderweise etwas löschen usw. Sie können selbst einmal darüber meditieren, in welchen Bildvergleichen Sie Ihre Beziehungen denken. Es lohnt sich.

Aber nun wieder zurück zu „what a difference a day makes…“ als Osterlied der Maria Magdalena. Bei ihr ist der Unterschied vom Karsamstag zum Ostersonntag noch viel heftiger als für Dinah Washington. Magdalena war dabei, als Jesus am Kreuz hing und starb. Überschnell wurde er beigesetzt, ehe der Sabbat begann. Nun sind die vierundzwanzig Stunden des Sabbats vorüber und sie geht zum Grab, um die Bestattung zu vollenden, nämlich den Leichnam zu salben und noch einmal Abschied zu nehmen.

Welche Verzweiflung, dass nun nicht einmal mehr der Leichnam des Geliebten zu finden ist! Totale Trauer und Tränenblindheit! Nicht einmal Engel kann sie erkennen. Sie sucht nur und weiß nicht ein noch aus. Selbst als Jesus selbst sie anspricht, erkennt sie ihn nicht, sondern hält ihn für den Gärtner. Aber als Jesus dann ihren Namen sagt: „Maria“, da tut sich die Nacht auf und das Licht, das Osterlicht erscheint.

Er lebt. Er ist nicht tot. What a difference a day makes. Ja, das ist jetzt eigentlich zu wenig gesagt, wenn es um Tod oder Leben geht. Und zwar nicht einfach nur: er ist nicht tot, sondern er lebt doch noch und er lebt weiter. Nein, das ist das völlig neue Leben. Das Leben, das nicht mehr stirbt. Das über den Tod hinaus ist. Das wovon der Regenbogen als Bundeszeichen spricht und der den Beginn der neuen Schöpfung anzeigt.

Ja, so kann ich dieses Lied hören und mir vorstellen und singen: „and the difference is YOU!

Von Herzen gesegnete Ostertage und möge Frieden werden!

Thomas Gertler SJ

20. April 2022

Lesen wir die bekannte Geschichte von Maria Magdalena am Grab, wie sie uns Johannes erzählt. Versuchen wir mit zu empfinden, „what a difference a day makes.“

Johannes 20,1 - 18

20,1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. ...
11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. 16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.[2] 17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18 Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.