
Foto: Manfred Heyde - CC BY-SA 3.0
„Es wäre öd und blöd und fad!“, so singt unvergesslich Heinz Erhardt. Zugegeben, das Lied ist schon etwas verstaubt und alt, aber immer noch sehr lustig. Und mich erinnert es an herrliche Abende meiner Studentenzeit. Wie haben wir Skat gekloppt bis in die Nacht hinein. Wie gern habe ich Skat gespielt, wenn auch nicht sehr gut, denn ich war oft viel zu voreilig und unüberlegt. Und überlegen und nachdenken muss man beim Skat, sonst wird man auch mit einem guten Blatt einfach an die Wand gespielt.
So ist es mir oft gegangen. Wie haben mich meine Mitstudenten oft lachend besiegt, obwohl ich gar kein schlechtes Blatt hatte! Schlimmer noch als selbst zu verlieren ist, wenn man als Mitspieler durch unbedachtes Ausspielen oder Zugeben, das Spiel unnötigerweise verliert. Und diesen Zorn des Mitspielers habe ich mir manchmal zugezogen. Dann wurde mir aber klar nachher gemacht, wo meine Fehler waren.
Wenn man erfahren ist und einigermaßen rechnen kann, dann weiß man ungefähr, wie die Karten des Gegners aussehen und kann durch geschicktes Ausspielen dessen Karten herauslocken. Ja, dann muss ich meinen kleinen Buben hergeben, obwohl der doch unbedingt einen Stich machen sollte. Und die beiden anderen lachen. Ich nur etwas gequält.
Aber gleich geht es ja auf ein Neues. Neues Spiel, neues Glück. Jetzt wird wieder neu gemischt und es kann wieder von vorn beginnen. Es ist im Spiel wie im Leben. Wenigstens ungefähr. Spiel ist zum Glück nur Spiel. Aber lernen kann man dabei fürs Leben. Als erstes: Die Karten sind unterschiedlich verteilt. Mal habe ich gute Karten. Mal habe ich schlechte Karten. Nie habe ich immer nur schlechte.
Das Gute am Skat (und am Leben) ist als Zweites, dass ich auch mit schlechten Karten gewinnen kann. Dazu gibt es das Null-Spiel oder gar bei ganz schlechten den Null ouvert. Dann spiele ich mit offenen Karten. Und die anderen müssen alle Stiche bekommen und ich gar keinen. Aber das ist in diesem Fall der Sieg und der Gewinn.
Mal spiele ich allein. Ein andermal zu zweien. Wie im Leben. Und da trage ich eben nicht nur für mich allein Verantwortung, sondern muss sorgen, dass wir gemeinsam gewinnen. Es gilt auf den anderen zu achten und nicht nur sein Ding allein durchzuziehen. Und zu zweien ist es erst wirklich schön, wenn man aufeinander eingeht und sich versteht.
Was das Leben und das Skatspiel noch gemeinsam haben, ist etwas ganz Fundamentales. So fundamental, dass es bei Spielen kaum beachtet wird, im Leben aber eine große Rolle spielt. Um spielen zu können, muss man sein Spiel zuerst aufnehmen, anschauen, richtig stecken, d. h. seine Stärken und Schwächen wahrnehmen, planen und dann loslegen.
Immer wieder passiert es, dass zu mir Menschen zum Gespräch kommen, die ihr Lebensblatt nicht aufnehmen wollen, um zu spielen, weil sie es von vornherein zu schlecht finden und Angst vor dem Verlieren haben. Sie wollen es gar nicht richtig anschauen und nichts damit anfangen. Dabei ist es doch das Tolle beim Skat und auch im Leben, dass ich sogar mit einem schlechten Blatt gewinnen kann.
Komm, wir schauen mal zusammen mit Gott über das Lebensblatt! Wie heißt es so schön im Lied:
Das Leben ist ein Spiel;
und wer es recht zu spielen weiß,
gelangt ans große Ziel.
Vor kurzem erzählte mir jemand: „Jetzt endlich habe ich meine Rolle bei der Arbeit angenommen, womit ich mich so sehr schwer tat. Und siehe nun geht alles viel leichter. Auch das Verhältnis mit den Mitarbeitern ist nun viel besser. Es spielt sich nun alles gegenseitig in die Hand. Gott sei Dank!“
Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ
5. Dezember 2018
Der dritte Mann im Gleichnis Jesu verweigert das Spiel. Er wagt nichts. Er setzt nichts ein. Er lässt sein Blatt liegen und verliert alles. Gott will uns ermuntern, alle unsere Talente, alle unsere Trümpfe, alle unsere Karten richtig und mutig einzusetzen. Dann werden wir gewinnen.
Matthäus 25, 14 - 29
25,14 Es ist (mit dem Himmelreich) wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. 15 Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort 16 begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. 17 Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. 18 Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. 19 Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. 20 Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazu gewonnen. 21 Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
22 Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. 23Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
24 Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;25weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. 26 Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. 27 Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.
28 Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! 29 Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.