
Foto: Aschroet - CC0 1.0
Pech gehabt und Zug verpasst. Pech gehabt und beim Fußball verloren. Pech gehabt und mit dem Fahrrad hingefallen. Die Liste lässt sich erweitern. Wann haben Sie zuletzt Pech gehabt? Ich habe Glück gehabt und eine Geschichte über das Pech gehört und etwas daraus lernen können. Pech ist sprichwörtlich geworden und besteht aus einer schwarzen Masse, die im Mittelalter auf Pechruten zum Vogelfangen (daher Pechvogel) benutzt wurde oder auch erhitzt über nahende Feinde gegossen wurde. Daher Pech gehabt. Oben sehen Sie das Bild eines Pechofens. Darin hat man früher Pech hergestellt.
Diese schwarze Masse hat nun einen Wissenschaftler interessiert, und zwar Professor Thomas Parnell aus Queensland in Brisbane in Australien. Er bezweifelte, was damals alle glaubten, dass Pech ein fester Körper sei. Er meinte dagegen, es sei eine Flüssigkeit, wenn auch eine sehr, sehr träge. So machte er im Jahr 1927 ein Experiment. Er goss heißes Pech in einen Trichter, der sich unten öffnen ließ. Als das Pech erkaltet und „fest“ war, öffnete er den Trichter, um zu sehen, was geschah. Es geschah gar nichts. Für lange Zeit. Für sehr lange Zeit. Dann aber bildete sich nach Jahren tatsächlich ein Tropfen, langsam, ganz langsam. Er fiel nach 8 Jahren. Nach dem zweiten Tropfen verstarb Prof. Parnell. Fallen sah er den Tropfen nie.
Das wollte dann sein Nachfolger Prof. John Mainstone unbedingt. Aber es gelang ihm nicht. Pech gehabt! Mal ging er sich gerade noch schnell einen Kaffee holen, da fiel er. Mal versagte gerade da die installierte Web-Cam. Pech gehabt! Trotzdem hat er dabei Glück gehabt, denn sein Experiment kam als das am längsten andauernde Experiment der Wissenschaftsgeschichte ins Guinness-Buch der Rekorde. Und er bekam den so genannten Ig-Nobel-Preis (ignobel heißt unwürdig). Das ist ein Preis, der jährlich für Forschungen verliehen, über die man erst lacht, dann aber nachdenkt. Zum Beispiel wurde der Preis für Wirtschaft 2021 für eine Forschung verliehen, die herausfand, dass Übergewicht der Politiker eines Landes ein guter Indikator für die Korruption im betreffenden Land ist. Erst Lachen dann Nachdenken. Besonders in der Fastenzeit. Aber zurück zum Pechtropfen. Hier können Sie selbst online verfolgen, wie er sich bildet.
Ja, und was lehrt uns denn nun der Tropfen Pech? Er lehrt uns als erstes, dass es für erfolgreiche Forschung oft jahrelange Geduld braucht. Es dauert, ehe man die Nadel im Heuhaufen gefunden hat. Und das gilt nicht nur für die Wissenschaft, das gilt auch im Glauben. Da geht es auch um Geduld und Durchhalten oder auf Latein und gnadentheologisch ausgedrückt: gratia perseverantiae, die Gnade der Beharrlichkeit. „Wer treu bleibt bis zum Schluss, der wird gerettet“ (Mk 13,13; Mt 24,13). Das ist gerade heute und unter den Bedingungen der immer beschleunigten Gegenwart eine ganz große Tugend und Gnade.
Aber noch etwas Zweites lehrt uns das tropfende Pech. Und das habe ich in all den Artikeln über das tropfende Pech nicht gefunden, obwohl es ganz offensichtlich ist und gerade das Pech von Prof. Mainstone ausmacht. Irgendwann fällt der Tropfen und wenn er fällt, dann geschieht das schnell und dann muss man zur Sekunde oder Zehntelsekunde da sein. Also die Geduld muss eine wache Geduld sein und darf eben nicht im entscheidenden Augenblick gerade einen Kaffee holen, weil immer noch Zeit ist. Denn das ist ja das Komische an der ganzen Geschichte: 10 Jahre wacht der Wächter aber dann verpasst er den entscheidenden Augenblick. Pech gehabt. Nein, nicht so sehr Pech gehabt, sondern gerade den entscheidenden Moment verpasst – aus Kaffeesucht.
Das kommt übrigens oft und sehr betont im Evangelium vor, dass man den entscheidenden Moment nicht verpassen soll und darauf achten soll, wann die entscheidende Stunde ist. Das wurde an vielen mittelalterlichen Kirchen dargestellt, und zwar mit der Reihe der klugen und der törichten Jungfrauen. Pech gehabt? Nein, unaufmerksam gewesen, den entscheidenden Moment verschlafen und verträumt!
Also unbedingt dranbleiben und nicht den entscheidenden Augenblick verpassen!
Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler
8. März 2023
Ich würde also den Herrn Prof. Mainstone eher zu den törichten Jungfrauen zählen, die hier dargestellt sind. Sie stehen am Magdeburger Dom und mahnen die Besucher.

Foto: RomkeHoekstra - CC BY-SA 4.0
Matthäus 25,1 - 13
25,1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. 2 Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. 3 Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, 4 die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit. 5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6 Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen! 7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. 8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus! 9 Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch! 10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. 11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! 12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. 13 Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.