Was bei Ohnmacht hilft…

Foto: Killerlimpet - CC BY-SA 4.0

Das ist natürlich und klassischerweise das oben abgebildete starke Riechmittel Ammoniak. Wenn man das riecht, erwacht man normalerweise aus der Ohnmacht. Aber ich meine hier in unserem Impuls natürlich nicht diese körperliche Ohnmacht, in die jemand fallen kann, sondern die Ohnmacht, die wir so oft erfahren, wenn wir helfen wollen, aber nicht helfen können wie bei den folgenden drei Beispielen.

Die Mutter einer gut befreundeten ausländischen Familie ist schwer erkrankt, allerdings nicht hier in Deutschland, nein, in Myanmar, ich könnte auch sagen in Laos oder Nepal, ich will nicht das Land nennen. Es ist jedenfalls weit weg und ein Land in schwierigen bis schwierigsten Bedingungen. Richtige Hilfe von hier aus ist äußerst kompliziert bis unmöglich.

Eine alte Frau klingelt mich heraus aus dem Pfarrhaus. Sie will Hilfe von mir, weil sie unbedingt und auf der Stelle einen Brief an den Papst schreiben will, denn ihre Tochter wird vom Arzt im Krankenhaus nicht richtig behandelt. Als ich versuche, ihr zu erklären, dass das nicht der richtige Weg ist, wird sie böse, schimpft auf mich und die Kirche und rennt weg.

Ein junger Mann kommt zu mir. Er schildert die Situation in der Familie. Der Vater trinkt. Wir sprechen lange über das Leid, den Konflikt, was getan werden kann. Es kann und muss etwas geschehen. Ich selbst kann kaum etwas beitragen.

Drei Situationen der Ohnmacht. Ich kann nicht wirklich helfen. Wie oft erlebe ich das in der ganz normalen täglichen Seelsorge! Sie werden es ähnlich in Ihrer Lebenssituation kennen. Von Pandemie, von Politik und Kirche will ich gar nicht anfangen. Was bleibt da? So viel Ohnmacht und so viel Hilflosigkeit.

Was war und ist da mein geistliches Hilfsmittel, um nicht in Depression zu verfallen? Haben Sie vielleicht ein solches Mittel? Wie kommen Sie damit klar?

Mir kam dieser Gedanke oder besser dieses Stoßgebet:

Jesus, du bist dabei, wo ich nicht dabei sein kann.
Du bist vor Ort.
Du weißt Bescheid.
Du bist da.
Dir gebe ich diese Situation.
Du bist wirklich ganz da mittendrin. Jetzt, heute, in diesem Augenblick.
Ja, das bist du. Du bist da als Liebender, Helfender, Heilender, Barmherziger.
Dich bitte ich um deine Hilfe und deinen Beistand. Amen.

Wenn ich so bete, entlastet mich das wirklich. Ich weiß, ich bin nicht verlassen und allein damit. Er ist da. Er ist mittendrin. Er weiß über alles Bescheid. Und er ist der Helfer, der mit allem fertig wird. Er sorgt.

Und das hilft dann auch mir zu sehen, dass es immerhin auch kleine Schritte gibt, die ich dennoch gehen kann. Denn auch in der Ohnmacht kann immer etwas getan werden. Als erstes mich mit meiner Ohnmacht an Gottes Allmacht zu wenden, wie wir es jetzt getan haben. Und ihm alles zu geben, weil ich weiß: Er sorgt.

Und dann fällt mir weiteres ein. Ja, ich kenne einen Arzt, der immer wieder im Ausland hilft. Ihn werde ich fragen, ob seine Organisation auch in diesem Land tätig ist. Mit meinen Mitbrüdern spreche ich über die Frau, die dem Papst schreiben wollte. Sie kennen sie und wissen, dass sie nicht ohne Beistand ist. Den jungen Mann kann ich weiterleiten an die entsprechend qualifizierte Beratungsstelle. Das ist nicht immer so, dass mir noch was einfällt. Dann bleibt nur diese Übergabe aus der Ohnmacht an den, der sorgt und da ist. „Ich bin da“ - das ist der Name Gottes.

Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ

21. April 2021

Im folgenden Lied aus dem Philipperbrief, dem so genannten Philipperhymnus, bekommt Jesus vom Vater diesen Namen: „Ich bin da“ verliehen, den Namen über alle Namen. Denn in Christus ist Gott selbst da und gegenwärtig. Auf dem Bild von Francisco de Goya (1746-1828) sehen wir diesen Namen über alle Namen geschrieben.

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Phil 2,5 - 11

2, 5 Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: 6 Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, 7 sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, 10 damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu 11 und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters.