Vom Wasser haben wir’s gelernt…

Foto: mattbuck - CC BY-SA 2.0

 

Heute möchte ich mit Ihnen über das Wasser meditieren. Sie können einfach ein Glas Wasser vor sich stellen. Oder Sie können sich, was ich vor ein paar Jahren einmal vierzehn Tage lang täglich für eine halbe Stunde getan habe, an einen Bach stellen und hineinschauen. Auch da wieder zuerst nur schauen, wahrnehmen, nicht nachdenken. Bei einem Glas mit klarem Wasser ist das nicht einfach. Was gibt es denn da schon zu schauen? Aber Sie dürfen es auch schmecken und berühren.

Das ist der erste Teil der Meditation: das Wasser wahrnehmen, wie es da ist. Klar und rein und still, ganz still. Das will auch ich werden. Oder wenn Sie sich an einen Bach stellen: wie es dahinfließt, schnell oder langsam, was ich im Wasser wahrnehme, Pflanzen vielleicht, viele Steine wie oben auf dem Bild. Vielleicht ist es nicht so klar und durchsichtig, sondern trübe… Erst einmal wahrnehmen und ganz beim Wasser sein.

Dann gehen wir heute weiter, auch zum Gedanken, auch zum Nachdenken. Über das Wasser in meinem Leben. Es ist so selbstverständlich, dass wir es kaum bemerken. Jeden Tag haben wir in unseren Breiten das Wasser. Und gutes Wasser: es kommt klar und trinkbar aus dem Hahn. Nur in wenigen Ländern kann man das Wasser einfach so aus dem Wasserhahn trinken. Bei uns schon. Es gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln.

Oder wir stellen uns unter die Dusche. Wunderbar! Was das für ein Geschenk ist, merke ich besonders jetzt, da ich mich nach dem Bruch meines Oberarms eben nicht unter die Dusche stellen kann. Aber es wird bald wieder gehen. Gott sei Dank! Wasser in meinem Leben.

Folgende schöne Geschichte habe ich gefunden und ein klein bisschen umformuliert. Es ist die Summe langen Betrachtens:

„Ein Weiser im alten China wurde von seinen Schülern gefragt: ‚Du stehst nun schon so lange an diesem Fluss und schaust ins Wasser. Was siehst du denn da?‘ Der Weise schwieg. Er wandte seinen Blick nicht ab von dem unablässig strömenden Wasser. Immer weiter schaute er hinein.

Schließlich sprach er: ‚Das Wasser lehrt uns, wie wir leben sollen. Wohin immer es fließt, bringt es Leben und teilt sich an alle aus, die seiner bedürfen. Das Wasser ist gütig und freigiebig.

Die Unebenheiten des Geländes versteht es auszugleichen: Es ist gerecht.

Ohne in seinem Lauf zu zögern, stürzt es sich über Steilwände in die Tiefe. Es ist mutig.

Seine Oberfläche ist glatt und ebenmäßig, aber es kann verborgene wunderbare Tiefen enthalten.Es ist weise.

Felsen, die ihm im Lauf entgegenstehen, umfließt es. Es ist verträglich.

Aber seine Kraft ist Tag und Nacht am Werk, das Hindernis zu beseitigen. Es ist ausdauernd.

Und sooft es auch verunreinigt wird, bemüht es sich doch unablässig, wieder rein zu werden. Es hat die Kraft, sich immer wieder zu erneuern.

Wie viele Windungen es auch auf sich nehmen muss, niemals verliert es die Richtung zu seinem ewigen Ziel, dem Meer, aus dem Auge. Es ist zielbewusst.

Das alles ist es, warum ich auf das Wasser schaue. Es lehrt mich das rechte Leben!‘“
(gefunden bei: zeitblueten.com / Autor unbekannt)

Jede der Aussagen verdient es, länger meditiert zu werden. Auch im Blick auf unsere Taufe, die uns verwandelt hat und weiter wandeln will. Besonders tröstlich ist die Beobachtung, dass das Wasser immer – bei allen Windungen und Wendungen – dem ewigen Ziel zustrebt: dem Meer. Und das will und wird auch unser Leben – hinführen zum ewigen Leben, hin zum Meer der Liebe Gottes.

Das wünsche ich uns und grüße Sie herzlich
Thomas Gertler SJ

30. Januar 2019

 

Eine der schönsten Stellen über das Wasser steht im Buch Ezechiel (oder Hesekiel). Heilendes Wasser, das vom Tempel ausgeht und alles gesund macht, sieht der Prophet in einer Vision. Das Bild wird im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes aufgegriffen (Offb 21,1-25).

 

Das Neue Jerusalem. Der Strom lebendigen Wassers. Die Bäume des Lebens.

 

Ezechiel 47,1 - 12

47,1 Dann führte er mich zum Eingang des Tempels zurück und siehe, Wasser strömte unter der Tempelschwelle hervor nach Osten hin; denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab, südlich vom Altar. 2 Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen. Und siehe, das Wasser rieselte an der Südseite hervor. 3 Der Mann ging nach Osten hinaus, mit der Messschnur in der Hand, maß tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis an die Knöchel. 4 Dann maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis zu den Knien. Darauf maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich hindurchgehen; das Wasser ging mir bis an die Hüften. 5 Und er maß noch einmal tausend Ellen ab. Da war es ein Fluss, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war tief, ein Wasser, durch das man schwimmen musste, ein Fluss, den man nicht mehr durchschreiten konnte.
6 Dann fragte er mich: Hast du es gesehen, Menschensohn? Darauf führte er mich zurück, am Ufer des Flusses entlang. 7 Als ich zurückging, siehe, da waren an beiden Ufern des Flusses sehr viele Bäume. 8 Er sagte zu mir: Diese Wasser fließen hinaus in den östlichen Bezirk, sie strömen in die Araba hinab und münden in das Meer. Sobald sie aber in das Meer gelangt sind, werden die Wasser gesund. 9 Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können und sehr viele Fische wird es geben. Weil dieses Wasser dort hinkommt, werden sie gesund; wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben… 12 An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen. Ihr Laub wird nicht welken und sie werden nie ohne Frucht sein. Jeden Monat tragen sie frische Früchte; denn ihre Wasser kommen aus dem Heiligtum. Die Früchte werden als Speise und die Blätter als Heilmittel dienen.