
Foto: Thomas Gertler
Da war ich vorletzte Woche seit ein paar Jahren wieder einmal. Ich stehe auf der Dachterrasse des Collegium Germanicum et Hungaricum und schaue hinüber nach Sankt Peter, das Sie ganz im Zentrum sehen können, wenn auch verschwommen, genauso wie mich als den Fotografen nur als Schatten. Das Kollegium Germanikum ist von Ignatius von Loyola im Jahr 1552 gegründet, um Priester für Deutschland und Ungarn (und Rumänien) auszubilden. Und ich durfte hier einmal wieder für die ehemaligen Studenten, die inzwischen längst Priester sind, stille Tage der Besinnung geben, so genannte Exerzitien.
Dieser Blick über die Dächer von Rom ist staunenswert. Und ich bin auf dem flachen Dach des Germanikums mindestens eine halbe Stunde geblieben, um diese Gelegenheit zu genießen und heute möchte ich Ihnen gern daran Anteil geben.
Rom wird die ewige Stadt genannt, obwohl wir ihr Gründungsdatum kennen. „7-5-3 Rom kroch aus dem Ei“, so habe ich es in der Schule gelernt. Und untergegangen ist sie auch schon, zumindest fast, erobert und geplündert sowieso, aber immer wieder auferstanden. Und so ist sie auch jetzt äußerst lebendig und quirlig.
Da sitzt er nun also, gar nicht weit entfernt, quasi in Sichtweite, Papst Franziskus. Wie es ihm wohl heute geht? Was alles auf seinem Terminplan steht? Wen er empfängt? Welche Reden er halten muss? Was wieder an Konflikten und Skandalen und Ärgernissen auf ihn wartet? Wie wird er damit fertig? Soweit ich weiß, fängt er den Tag mit einer Stunde Betrachtung und Gebet an. Das ist sicher neben dem Gottesdienst seine wichtigste Kraftquelle, wie auch ich sie kenne.
Was hat diese Stadt nicht schon alles gesehen und erfahren! Angefangen von der Antike mit all den römischen Herrschern bis hin zu Cäsar und dem Kaisertum, das sich auf ihn zurückführt. Was kann man selbst davon noch sehen und so an dieser Geschichte teilnehmen? Wie das Forum Romanum oder das Colosseum! Und natürlich den Vatikan mit all den Bauten, Museen und Geschichten, große und erbärmliche, erhabene und verbrecherische. Alles, alles hier versammelt und gewissermaßen präsent. Von den Dächern Roms schaue ich darauf.
Haben Sie auch schon einmal Rom besucht? Was ist Ihnen noch besonders in Erinnerung? Die Fontana di Trevi oder das Loch im Dach vom Pantheon? Für mich ist es nicht nur der Vatikan, sondern sind auch die Orte, an denen mein Ordensgründer Ignatius von Loyola tätig war und wo noch heute seine Nachfolger tätig sind, wie zum Beispiel die Universität Gregoriana.
Wenn es seinerzeit die DDR zugelassen hätte, wäre ich dort zu meinem Aufbaustudium hingegangen und wäre dann sicher heute noch in Rom. So habe ich nur einige der Professoren von dort gut kennengelernt, denn sie waren mit unserer theologischen Hochschule in Erfurt eng verbunden und einige kamen regelmäßig zu uns zu Besuch.
Oder als letztes die Kirche Sant’Ignazio in Rom, die ich besuchen konnte und wo der Satz Jesu an Ignatius über dem Altar steht: „Ego vobis Romae propitius ero – ich werde euch in Rom gnädig sein.“

Foto: Thomas Gertler
Viele Grüße
Thomas Gertler SJ
18. Oktober 2023
Hier füge ich den Bericht des Paters Diego Laínez an, der von der Vision des Ignatius vor den Toren Roms in einer kleinen Kapelle von La Storta berichtet, wo dieses Wort fällt: „Ich werde euch in Rom gnädig sein.“ Genau das ist oben in der Kirche „Sant’Ignazio“ dargestellt

Foto: Croberto68 - CC BY-SA 3.0
„Als wir auf dem Weg von Siena nach Rom kamen, sagte mir unser Vater [Ignatius] … Es schien ihm, dass Gott ihm diese Worte in das Herz einprägte: ‘Ich werde euch in Rom gnädig sein‘. … Dann ein anderes Mal sagte er, dass ihm schien, Christus mit dem Kreuz auf der Schulter zu sehen, und den ewigen Vater neben ihm, der ihm sagte: ‚Ich will, dass du diesen als deinen Diener annimmst.‘ Und so nahm Jesus ihn an und sagte: ‚Ich will, dass du uns dienst.‘ Und weil er deshalb große Andacht zu diesem heiligsten Namen empfing, wollte er die Gemeinschaft ‚Gesellschaft Jesu‘ nennen.“ (MI FN II, 133).
So bei P. Knauer, Bericht des Pilgers, Leipzig: Benno Verlag1990, 112, Anm. 276.