Tankstelle

Foto: Thomas Gertler

Komische Tankstelle! Ist doch gar keine richtige Tankstelle! Steht zwar dran, sieht auch in vielem so aus. Ist aber keine Tankstelle für Benzin, Diesel oder Strom. Nein. Scheint eine Tankstelle für Super, und zwar eine Super-Zeit zu sein. Toll! Und was steht da auf der Anzeige? Liebe, Beweglichkeit, Musik, Spaß, Begegnung. Das kann man hier also tanken.

Ja, das kann man hier tanken, und zwar innerhalb von drei Minuten in den kleinen Fenstern, wo Zeit dran steht. Hinter jedem Fenster steht eine Schauspielerin oder ein Schauspieler und spricht zu mir und mit mir über das Thema. Das Thema wähle ich mir bei der Zufahrt bzw. dem Eingang zur Tankstelle. Das Ganze ist ein Projekt des Deutschen Theaters Göttingen. Hier erfahren Sie mehr.

Bei meinem Weg über den Göttinger Stadtwall komme ich täglich daran vorbei. Erst war da keine Tankstelle, sondern ein Pavillon (genannt der Satellit) neben dem Göttinger Theater mit Comic- und Disney-Figuren bemalt und wohl für Kindertheater gedacht. Dann habe ich Stück für Stück diese Tankstelle entstehen sehen. Und jetzt sehe ich immer wieder, dass und wie sie funktioniert. Leute stehen vor den Fenstern und „tanken“. Und ich sehe durch die Fenster auch die Schauspielerinnen und Schauspieler in ihren verschiedenen Kostümen und Rollen.

Für mich eine tolle Idee und ein beeindruckendes Projekt von Erich Sidler, Antje Thoms und Florian Barth, den dafür verantwortlichen Theatermachern. Sie wollen auch in der Coronazeit das Theater präsent und lebendig halten und den Menschen diesen Ort zum Auftanken bieten. Als eine Unterbrechung, um einen anderen Geschmack zu bekommen, eine neue Idee, um in der Corona Zeit und unter Corona Bedingungen eine Abwechslung zu bieten, um Freude, Poesie und Liebe zu schenken.

Foto: Thomas Gertler

Das ist eine der kreativen Weisen, um mit dieser Zeit und dieser Pandemie umzugehen. Und das gibt mir selbst Mut zum Nachdenken, wie ich den kreativ mit dieser Zeit umgehen kann. Ich denke nach über meine eigenen Tankstellen. Wo gewinne ich Kraft, Ideen, Hoffnung, Mut, um den nächsten Schritt zu tun? Es können Orte sein wie der Wald, ein Park, eine Kapelle, eine Kirche oder auch die Gebetsecke in meiner Wohnung. Andererseits sind es meist konkrete Personen, die mich aufbauen, mir neue Kraft geben, ein Tankstelle sind. Da muss gar nichts Besonderes sein. Es kann ein Abend miteinander sein, wo ich einfach so da sein kann ohne geistreich, witzig, klug sein zu müssen. Wo ich mich nicht hervortun muss, sondern einfach nur da sein kann.

Und das kann dann auch eine Zeit im Gebet mit Gott sein, auch ohne was Besonderes. Nur da sein und genießen, dass auch Er einfach da ist. Und froh sein, dass es Ihn gibt und dass wir uns verstehen ohne große Worte. So wie es Reiner Kunze in seinem sehr kurzen Gedicht gesagt hat:

EINLADUNG ZU EINER TASSE JASMINTEE
Treten Sie ein, legen sie Ihre
traurigkeit ab, hier
dürfen Sie schweigen

Aber ich darf in dieser Zeit auch gern allen Frust ablassen, politisch unkorrekt sein und schimpfen und stöhnen und sagen, dass ich es einfach satt habe und Schluss. Das darf ich auch alles in diesem Gebet sagen, jammern, klagen, weinen. Ja, das darf ich, bis ich ganz leer bin. Und dann kann Seine Kraft und Sein Geist langsam und vorsichtig in mich einströmen. Es braucht nur für heute zu reichen. Morgen komme ich wieder zum Tanken.

Ja, wir dürfen auch darüber nachdenken, wo und wie ich selbst zur Tankstelle für anderen werden kann. Vielleicht bin ich es längst, ohne es zu ahnen oder so richtig bewusst zu haben. Aber wir können auch weiter nachdenken, wie das unsere Kirche oder unsere Gemeinde noch mehr, noch ideenreicher und kreativer sein kann.

Lassen Sie sich anregen von der Tankstelle des Göttinger Theaters.

Es grüßt Sie herzlich mit dem schönen Stück aus der Schubert-Messe: „Nur d(t)anken kann ich mehr doch nicht…“

Thomas Gertler SJ

5. Mai 2021

Der Prophet Elija kommt in großer Not nach Sarepta und trifft dort eine Witwe in großer Not. Gottes Sorge versorgt beide, aber es ist auch eine große Glaubens- und Vertrauensprobe für beide, dass tatsächlich Öl und Mehl reichen und immer wieder reichen. Sie werden füreinander zum Ort der Hilfe – Elija wird den Sohn der Witwe heilen. Sie wird Elija versorgen. Beide werden von Gott versorgt. Auf dem Bild von Bernardo Strozzi kann man die große Bedrängnis aller drei gut erkennen.

 

 

1 Könige 17,8 - 16

17,8 Da erging das Wort des HERRN an Elija: 9 Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen. 10 Er machte sich auf und ging nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz auflas. Er bat sie: Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken! 11 Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit! 12 Doch sie sagte: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben. 13 Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim und tu, was du gesagt hast! Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten; 14 denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der HERR wieder Regen auf den Erdboden sendet. 15 Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen. 16 Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht, wie der HERR durch Elija versprochen hatte.