Selig lächelnd…

Foto: E. G.

Wie schön! Wissen Sie, wie es weiter geht? Es geht so weiter: „Selig lächelnd wie ein satter Säugling“ So eine schöne Vorstellung und so eine schöne Alliteration – geschaffen von dem tiefsinnigen Christian Morgenstern. Hier das ganze Gedicht:

Korf erfindet eine Art von Witzen,
die erst viele Stunden später wirken.
Jeder hört sie an mit Langerweile.

Doch als hätt ein Zunder still geglommen,
wird man nachts im Bette plötzlich munter,
selig lächelnd wie ein satter Säugling.

Wann haben Sie zuletzt so selig gelächelt? Ich weiß nicht, ob Sie schon mal so einen Korfschen Witz gehört haben. Langweilige Witze sicher zu Hauf, aber ein Witz mit Langzeitwirkung? Einer, der erst später explodiert. Na ja, das Bild von Morgenstern mit dem glimmenden Zunder ist nur halb geglückt. An sich ist so ein Zunder oder eine Lunte eher an etwas Explosives angeschlossen. Aber der hier knallt ja nicht, sondern glimmt eher, leuchtet eher auf, in meinem Gesicht als seliges Lächeln.

So eine Witzsammlung von Korf habe ich leider noch nicht in meiner Sammlung. Oder
vielleicht doch? Denn das kann man sagen. Morgensterns Gedichte sind so. Sie gehen oft erst
nach langer Zeit richtig auf. Zum Beispiel das Gedicht von der Zirbelkiefer:

Die Zirbelkiefer sieht sich an
auf ihre Zirbeldrüse hin;
sie las in einem Buche jüngst,
die Seele säße dort darin.

Sie säße dort wie ein Insekt
voll wundersamer Lieblichkeit,
von Gottes Allmacht ausgeheckt
und außerordentlich gescheit.

Die Zirbelkiefer sieht sich an
auf ihre Zirbeldrüse hin;
sie weiß nicht, wo sie sitzen tut,
allein ihr wird ganz fromm zu Sinn.

Es erscheint auf das erste Lesen hin als reines Nonsens-Gedicht. Doch in meinem Studium habe ich gelernt, dass es dieses Buch wirklich gibt, in dem steht, dass die Zierbeldrüse der Sitz der Seele sei. Der berühmte Philosoph René Descartes hat es geschrieben. Er wollte immer wissen, wie denn die Seele den Körper regiert. Und er meinte, die Seele säße in der einzigen unpaarigen Drüse des Menschen der Zirbeldrüse. Morgenstern macht sich leise darüber lustig. Und solche Gedichte, die erst nach einer Weile ihre Wirkung entfalten, hat er etliche geschrieben.

Gerade komme aus dem Film: „Der Junge muss an die frische Luft!“ über die Kindheit von Hape Kerkeling. Auf dem Weg nach Hause musste ich auch noch lächeln über den kleinen Jungen, der Hape Kerkeling spielt und immer wieder versucht, seine Mutter zum Lachen zu bringen. Es ist der Anfang seines Komikertalentes. Vor allem macht er erfolgreich so manche Kundinnen im Tante-Emma-Laden seiner Großmutter nach. Ja, ein lustiger und sehr berührender Film. Denn die Mutter wird immer trauriger und depressiver und es wird immer schwerer für den kleinen Hape... Aber es ist kein Film, der traurig macht, sondern der Kraft gibt und in heiterer, lächelnder Stimmung das Kino verlassen lässt. Getröstet trotz mancher trauriger Erfahrungen.

Darum geht es mir mit dem selig lächelnden Säugling. Oft geht es mir so, dass die Zeit des Gebets gar nicht leicht und heiter ist, sondern lang und mühsam. Aber dann danach, als hätt' ein Zunder still geglommen, fange ich dann auf dem Weg ins Büro an zu summen, zu lächeln und froh zu sein. Ignatius von Loyola nennt dieses Geschenk Gottes den Trost. Haben Sie diese Erfahrung auch schon gemacht? Es ist diese Heiterkeit des Himmels, unter dem alles gedeiht (Jean Paul). Auch wir selbst.

Das wünsche ich Ihnen zu Beginn der Fastenzeit – den Trost und die Heiterkeit.

Viele Grüße
Thomas Gertler SJ

06. März 2019

Was ist der Ratschlag Jesu zu Beginn der Fastenzeit? Salbe dein Haupt (und lächle!). Nicht nur, weil die anderen es nicht sehen sollen, dass ich faste, sondern auch weil nicht die oft künstliche Lustigkeit der Fastnacht die nachhaltige Freude und das selige Lächeln bringt, sondern die Hinkehr zu Gott die Freude, den Trost und die Heiterkeit bringt.

 

Foto: turydddu @ Flickr, Retuschiert von JovanCormac - CC BY 2.0

Matthäus 6, 16 - 18

16 Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 17 Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, 18 damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.