Osterlachen mit Heinz Erhardt

Bild: Deutsche Post AG // Andreas Ahrens via Wikimedia Commons

Es gibt manchmal Witze, die geradezu philosophisch sind. So stammt von dem unvergesslichen Heinz Erhardt der schöne Spruch: „Alles auf der Welt geht natürlich zu. Nur meine Hose geht natürlich nicht zu.“ Eine Erfahrung, die der leicht übergewichtige Heinz Erhardt sicher am eigenen Leibe gemacht hat. Sehr witzig und zugleich wie ich finde, von philosophischer Tiefe. Die war vielleicht Heinz Erhardt nicht bewusst. Oder?

Wir wollen aber einmal ein wenig – österlich gut gelaunt – darüber nachdenken. Also erster Satz: „Alles auf der Welt geht natürlich zu.“ Das ist der Grundsatz der Aufklärung und unseres wissenschaftlichen Zeitalters. Alles auf dieser Welt folgt den Naturgesetzen, und zwar restlos. Es geht natürlich zu, und zwar alles. Unbefragt und selbstverständlich gilt uns das. Alles hat darum auch eine natürliche Erklärung. Das gilt selbstverständlich auch für alle Wunder, von denen die Bibel berichtet. Also für die Aufklärung gilt: entweder gibt es eine natürliche Erklärung dafür. Oder es gibt die Wunder nicht und gab sie nicht und hat sie nie gegeben.

Zum Beispiel die ägyptischen Plagen. Die waren ja in der Osternacht dran. Frösche, Heuschrecken, Finsternis, blutiger Nil. Alles das sind Phänomene, die es gab und gibt und die auch natürliche Erklärungen haben. Das könne Sie alles hier auf spannende Weise nachlesen. Aber da hat sich die Aufklärung und auch die Aufklärungstheologie selbst ein Bein gestellt. Und ich finde, manchmal richtig Grund zum Lachen gegeben, wenn mit aller Macht versucht hat, die Wunder natürlich zu erklären.

Wunder so meinte sie, seien Durchbrechungen der Naturgesetze. Das kann natürlich nur Gott. Liegt ein Wunder vor, dann hat Gott gehandelt. Nur hier liegt der Irrtum: die Bibel kennt gar keine Naturgesetze in unserem Sinn als in sich geschlossenes System, wo nichts anderes Platz hat. Für sie ist Gott immer dabei. Sowieso. Deshalb sind natürliche Dinge genauso Wunder für die Bibel: Hagel, Schnee und Regen und gar der Regenbogen. Für mich die blaue Feder eines Eichelhähers. Immer Grund zum Staunen und Wundern. Darum Wunder. Damals und auch heute.

Alles auf der Welt geht natürlich zu. Und es eben geht zugleich auch wunderbar zu. Immerzu. Denn Gott ist ja nicht außen. Er ist innen. Er ist zuinnerst. Und er ist in allem präsent. Er muss nicht von außen oder oben kommen. Er muss seine eigenen Naturgesetze nicht brechen. Nein, er wendet sie an. Aber das Normale und das Natürliche ist eben das Normale und das Natürliche, auch für Gott. Es kann aber nach Einstein auch mal ein Stein nach oben fallen. Haben mir mal Naturwissenschaftler gesagt. Natüüüüürlich! Jetzt aber das schwerere Problem – im wahrsten Sinne.

Heinz Erhardts Hose geht natürlich nicht zu. Und bei mir ganz ähnlich! Kein Wunder, sondern ganz natürlich. Wieder die vielen guten Schokoladeneier und Marzipanhasen und Freilandeier zu Ostern! Ei, ei, ei! Natürlich ein Wunder, wenn die Hose doch zugeht. Hier wird das Wort natürlich natürlich nicht mehr natürlich gebraucht. Also jetzt heißt natürlich plötzlich so was wie „typischerweise“ oder „gerade jetzt“ und „wie zu erwarten war“ oder „selbstverständlich“. Wieder der Trump, natürlich! Wann haben Sie das das letzte Mal gesagt? Gestern natürlich. Oder Erhardt (über Trump): „Manche Menschen wollen immer nur glänzen, obwohl sie keinen Schimmer haben.“

Und das Geniale und Witzige bei Erhardt ist nun, dass er diese beiden so unterschiedlichen Bedeutungsebenen von „natürlich“ aufeinandertreffen lässt, die für uns den Witz ergeben. Und beim Nachdenken darüber ist mir noch aufgefallen, dass das Wort „zugehen“ genauso einen Bedeutungswandel durchmacht. „Des Menschen Leben gleicht der Brille: Man macht viel durch“ (H. Erhardt). Aber das verlässt jetzt das Niveau. Zurück mit Nivea(u)-Creme.

Darum zum Schluss noch einen Witz über einen und von einem schwäbischen Dorfältesten: „I bin jetzt au schon übr neunzig. I muaß bald ans Schterbe denke. Aber des ischt net so arg. Des wird ich au no überlebe.“

Ja, du alter Schwabe: „Recht hascht! Wir feiern ja Oschtern!“

Herzlich grüßt Sie
Thomas Gertler SJ

22. April 2020

Eines meiner liebsten Osterlieder stammt von meinem Mitbruder Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635). Was wir jetzt täglich an Frühling um uns sehen, wird ihm zum Bild der froh lachenden Auferstehung. Hier können sie es hören.

Foto: Thomas Gertler

 

1. Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,
Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist.
Halleluja, Halleluja.

2. Das himmlisch Heer im Himmel singt,
Halleluja, Halleluja,
die Christenheit auf Erden klingt.
Halleluja, Halleluja.

3. Jetzt grünet, was nur grünen kann,
Halleluja, Halleluja,
die Bäum zu blühen fangen an.
Halleluja, Halleluja.

4. Es singen jetzt die Vögel all,
Halleluja, Halleluja,
jetzt singt und klingt die Nachtigall.
Halleluja, Halleluja.

5. Der Sonnenschein jetzt kommt herein,
Halleluja, Halleluja,
und gibt der Welt ein' neuen Schein.
Halleluja, Halleluja.

6. Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,
Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist.
Halleluja, Halleluja.