
Foto: Thomas Gertler
Da liegt sie also auf dem Weg, die Maske. Sie ist inzwischen zum wohl häufigsten verlorenen oder weggeworfenen Gegenstand geworden. Achten Sie einmal darauf, wie oft sie Ihnen auf Ihren Wegen begegnet! Am Anfang wusste man ja gar nicht, wo man sie herbekommt und wo man sie nicht überteuert kaufen muss. Und sie war ja erst noch ganz umstritten. Experten warnten sogar vor der Scheinsicherheit, die die Maske verleiht. Jetzt ist sie neben der Impfung das einfachste und sicherste Mittel, Corona fernzuhalten.
Da liegt sie also auf dem Weg, fast so häufig wie die Herbstblätter. Leute laufen achtlos darüber. Ganz und gar alltäglich ist sie für uns geworden. Und so sehr verschieden. Nicht ganz so vielfältig wie die Herbstblätter aber fast. Was tragen Sie denn so? Und was haben Sie in den letzten zwei Jahren schon alles getragen? Aber immer noch passiert mir, dass ich meine Maske vergesse und wieder umkehren muss, um sie zu holen. Darum habe ich inzwischen fast in jeder Tasche irgendeine Maske. Aber eben doch noch nicht in jeder.
Und ich muss sagen, in den letzten zwei Jahren habe ich weder Corona noch eine sonst so typische Erkältung im Frühjahr oder Herbst gehabt. Sie Maske schützt wirklich. Danke, liebe Mund-Nasen-Bedeckung! Freilich ist sie eine Last und sie ist auch ein Hindernis für unsere frühere Weise, sich zu begegnen. Vom Handschlag, über die Umarmung bis zum Begrüßungs- und Abschiedskuss – nichts mehr davon seit zwei Jahren (höchstens mal heimlich). Volle Bänke ohne Abstand in unseren Kirchen sind einstweilen gar nicht vorstellbar. Wer weiß, ob das je wieder so ganz normal werden kann. Also Maske markiert Abstand und weniger Nähe zueinander.
Da liegt sie also im Weg, die Maske. Es gibt ja jetzt schon große Lockerungen und Maske jedes Mal, wenn ich rausgehe, ist nicht mehr nötig. Das kann sich aber schnell wieder ändern. Vielleicht kommt im November und Dezember doch wieder die nächste große Welle. Maske ist auch ein Zeichen, dass das Leben viel unberechenbarer ist, als es uns bisher so vorkam. Das ist für mich vielleicht das, was mir so richtig bewusst geworden ist. Maske erinnert an die Unsicherheit und die Wackeligkeit aller Lebensverhältnisse.
Da liegt sie also auf dem Weg, die Maske. Sie erinnert mich auch daran, dass es trotz allem immer Schritte und Möglichkeiten gibt, mit den Herausforderungen und Verunsicherungen umzugehen. Die Maske ist auf diese Weise Zeichen menschlicher Findigkeit und Kreativität. Die zeigt sich natürlich viel stärker in der schnellen Entwicklung der Impfstoffe, aber die Maske ist eben auch so etwas und dazu noch ein Geschenk von unseren asiatischen Mitmenschen, die ja schon lange vor Corona wegen der Luftverschmutzung die Maske getragen haben. Und die meisten Masken kommen ja auch von da.
Ja, und da erinnert mich die Maske auf dem Weg daran, wie sehr wir auf der Welt aufeinander angewiesen, voneinander abhängig und miteinander vernetzt sind. Innerhalb weniger Stunden ist das Virus per Flugzeug von China nach Mailand geflogen. Aber die Masken sind dann nachgeflogen und bei uns angekommen und jetzt stellen wir sie auch selbst her. Und wie sich das Virus verbreitet hat, so sollen sich jetzt die Impfstoffe verbreiten – und natürlich tun sie das leider nicht im gleichen Maße, weil wir „allzumal Sünder sind“, wie es Luther mit dem Neuen Testament über uns feststellt.
Und das sagt mir die Maske da auf dem Weg nicht nur darüber, sondern das war vorher schon klar: dass dasVirus überhaupt auf uns Menschen übergesprungen ist, ist so ein Zeichen, dass wir nicht gut und nicht richtig, sondern gefährdend mit der Welt, mit Tieren und Pflanzen umgehen und dass es wirklich eine Umkehr braucht, wenn wir noch weiter und auf dieser Erde leben wollen. Wird es diese Bekehrung ohne Katastrophe, ohne ganz große Katastrophe geben? Das ist die Frage, die ich mir stelle angesichts der Maske auf dem Weg…
Was sagt Ihnen die Maske da auf dem Weg?
Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ
13. Oktober 2021
Im Epheserbrief ist die Rede von der Waffenrüstung Gottes, die die Christen tragen sollen. So sollen sie aufsetzen den Helm des Heiles. In gewisser Weise ist die Maske eher diesem Helm zu vergleichen als der Maske eines Schauspielers oder der Maske beim Karneval. Denn diese unsere Maske soll ja gegen die Angriffe des Virus schützen. Darum hier nun das Bild eines antiken Helmes und ein Text aus dem Jesajabuch, auf den der Epheserbrief sich beruft. Da setzt GOTT selbst den Helm des Heiles auf, um gegen das Böse zu kämpfen. Und wir dürfen dankbar sein, nicht einen solchen Helm tragen zu müssen, sondern nur eine harmlose Mund-Nasen-Bedeckung…

Foto: Matthias Kabel - CC BY-SA 3.0
Jesaja 59,15 - 17
59, 15 Redlichkeit wird vermisst, / wer das Böse meidet, wird ausgeraubt. Das hat der HERR gesehen / und es war böse in seinen Augen, denn es gibt kein Recht. 16 Er sah, dass niemand da war, / und war entsetzt, dass niemand einschritt. Da half ihm sein eigener Arm, / seine eigene Gerechtigkeit war seine Stütze. 17 Er legte die Gerechtigkeit an wie einen Panzer / und setzte den Helm des Heils auf. Er legte die Kleider der Vergeltung an / und umhüllte sich mit leidenschaftlichem Eifer wie mit einem Mantel.