Loben – lieben – lachen

Foto: JM-Photography Cornwall - CC BY-SA 4.0

Mit diesem Dreiklang möchte ich mich in die Ferien verabschieden. Vier Wochen Pause für „update-seele“. Der Dreiklang soll zugleich die Melodie abgeben für meinen Ordensgründer, den heiligen Ignatius von Loyola, dessen Fest wir am 31. Juli feiern. Den Tag im Jahr 1556, an dem er ganz allein in seinem Zimmer gestorben und in die ewige Freude eingegangen ist.

Loben – Lieben – Lachen gehören innerlich zusammen. Sie bilden einen Dreiklang. Ja, sie machen den Sinn des Lebens aus. So ist es jedenfalls die Überzeugung der Bibel und auch des heiligen Ignatius. „Der Mensch ist geschaffen, um Gott unseren Herrn zu loben, ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen und mittels dessen seine Seele zu retten; und die übrigen Dinge auf dem Angesicht der Erde sind für den Menschen geschaffen und damit sie ihm bei der Verfolgung des Ziels helfen, zu dem er geschaffen ist“ (EB 23) Das ist der Grundsatz oder Katechismussatz, den Ignatius an den Anfang der Exerzitien oder Geistlichen Übungen stellt.

Der wird meist missverstanden im Sinne des erhobenen Zeigefingers oder der Forderung. Du hast gefälligst Gott zu loben und zu preisen und Halleluja zu singen, ob du es einsiehst oder nicht, ob es dir passt oder nicht. Hier hast du die Harfe! Zack, zack! Hosianna! Furchtbar und schrecklich. So ist es aber gar nicht gemeint, ganz und gar nicht. Denn so sehr man vielleicht Harfe üben muss, das Loben stellt sich von selbst ein, wenn man überzeugende Qualität erlebt. Zum Beispiel: Hast Du den Film „Manche mögen´s heiß gesehen“? Der ist super lustig, den musst du unbedingt sehen. Oder „Slumdog Millionär“? Genauso toll. Oder: Weißt Du, wo es in der Stadt das beste Eis gibt? Bei Charly Müller! Musst du unbedingt mal hingehen. Wenn wir überzeugende Qualität erleben, loben wir von selbst und empfehlen wir von selbst.

Und loben tut gut. Welche Freude ist es den Kindern, dem Vater oder der Mutter um den Hals zu springen, wenn sie das ersehnte Geschenk zu Weihnachten bekommen haben. Und wie freuen sich die Eltern an der Freude der Kinder. Sehen Sie den Dreiklang? Loben – Lieben – Lachen? Das ist des Lebens Sinn. Dazu sind wir geschaffen. Oder noch mal anders gesagt: Wir sind geschaffen, um Gottes Liebe so überzeugend in allen Dingen zu erfahren, dass wir von selbst voller Lob, voller Dankbarkeit, voller Liebe und Freude sind. Und was es dazu vor allem braucht, das ist die Wahrnehmungsfähigkeit. Nämlich wahr zu nehmen, zu sehen, zu spüren, zu erfahren, dass die Liebe Gottes uns ständig umgibt. Das ist die Kunst.

Das Gute, das uns widerfährt, und zwar stündlich und minütlich, das sehen wir hier in unseren Gegenden als das an, was sich so gehört. Dass der Zug pünktlich ist, gehört sich so. Dass Toilettenpapier in jeder Menge und Qualität ständig zur Verfügung steht, das erwarten wir. Wehe nicht! Dass das Wasser aus dem Wasserhahn trinkbar ist, ist für uns hier und heute selbstverständlich. Diese Liste der uns selbstverständlichen und quasi einforderbaren Gaben dürfen Sie nun selbst um weitere zehn fortsetzen… Fangen Sie mal mit Ihrem Bett und Ihrem Bad an.

Die großen Katastrophen zuletzt hierzulande und die große Not weltweit zeigen uns überdeutlich, was wir alles normalerweise einfach und selbstverständlich haben, angefangen vom Dach über dem Kopf. Und sie zeigen uns, wie schnell sie weggeschwemmt sein können. Das kann uns aufmerksam machen, wie reich und ständig wir beschenkt sind. Und das erleben wir ja gerade auch jetzt, wie groß gerade daraus die Hilfsbereitschaft und Spendenbereitschaft sind. Sie fließen aus diesem wichtigen Bewusstsein: es ist nicht selbstverständlich, so reich gesegnet zu sein. Das ist so wichtig, dass wir uns bewusst bleiben, reich beschenkt zu sein. Daraus erwächst dann auch die Liebe und die Freude, daraus die Selbstverständlichkeit der Hilfe und der Solidarität.

Für Ignatius war es so, dass Dankbarkeit die Quelle des Guten und Undankbarkeit die Quelle des Bösen ist (Willi Lambert). So einfach kann es sein.

Viele Grüße und frohe Ferien (und wenn Sie weiter Texte von „update-seele“ lesen wollen, stöbern Sie im Archiv!)

Thomas Gertler SJ

28. Juli 2021

Der Text, der viel begeisterter als der nüchterne Katechismussatz des Ignatius besingt, dass das Lob Gottes der Sinn unseres Lebens ist, das ist der angefügte Epheserhymnus. Ich habe jeweils hervorgehoben, wo es ausdrücklich gesagt wird. Wenn Sie gern noch zwei Gedichte für die Urlaubszeit von „update-seele“ zum gleichen Thema haben wollen. Hier ist eines von Mascha Kaleko: „Sozusagen grundlos vergnügt…“.

Oder auch von Hans Magnus Enzensberger: „Empfänger unbekannt – Retour à l’expéditeur“. Beide lohnen eine eigene Betrachtungszeit, aber erstmal der Epheser-Hymnus.

Epheser 1,3 - 14

1,3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. 4 Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. 5 Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne [und Töchter] zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, 6 zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn. 7 In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. 8 Durch sie hat er uns reich beschenkt, in aller Weisheit und Einsicht, 9 er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm. 10 Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm. 11 In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt, wie er es in seinem Willen beschließt; 12 wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher in Christus gehofft haben. 13 In ihm habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; in ihm habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geis-tes empfangen, als ihr zum Glauben kamt. 14 Der Geist ist der erste Anteil unseres Erbes, hin zur Erlösung, durch die ihr Gottes Eigentum werdet, zum Lob seiner Herrlichkeit.