„Ja“ und „nein“, „okay“, „Schluss“ und viele andere kleine Worte, können Lebenswirklichkeit schaffen, ändern und zum Ausdruck bringen. Drei der besonders oft gebrauchten Worte sind „Danke“, „Bitte“ und „Entschuldigung“.
Danken
Vermutlich ist „Danke“ oder auch ein „Danke, nein!“ das Wörtchen, das man am meisten hört. Was steckt alles im „Danke“? Zuerst wohl die Anerkennung, dass einem etwas gegeben wurde und man im Danken eine Wertschätzung ausdrückt: Das ist nett, dass Du daran gedacht, mir das mitgebracht hast usw. Der Dank tut dem Geber gut und dem Dankenden in der Annahme des Geschenkes. „Es gehört uns nur das wirklich, wofür wir danken können“, sagte einmal jemand. So gesehen ist die Kultur des Dankens eine Voraussetzung, sich bereichern zulassen.
Der heilige Ignatius von Loyola (1491-1556), ein großer Menschenkenner und Lebenskönner, schreibt, er sei der Auffassung, dass Dankbarkeit die Quelle alles Guten sei. Es gibt Menschen, die bezeugen, dass ihr Leben angefangen hat sich zu ändern, als sie sich angewöhnt haben, jeden Tag, zumeist abends, für ein paar „Dinge“ innerlich der Dankbarkeit Raum zu geben.
Und wer sonntags in die Kirche geht, der feiert dort „Eucharistie“, und dies bedeutet Dank und Lob. Er feiert dort – oft mit Psalmliedern des Dankes, der Bitte, der Versöhnung –, dass er sich selber, sein Leben Gott und Menschen verdankt.
Was ist gut, beim Danken zu bedenken?
Es ist gut, immer wieder ausdrücklich zu danken. „Nichts gesagt ist gelobt genug“ ist doch auf die Dauer etwas zu wenig. „Danke“ ist das tägliche Schmieröl für das Zusammensein, und es ist Ausdruck und Boden für gelingendes Leben.
Es ist gut, das Danken zu verteilen. Eine Frau, deren 40-jähriges Dienstjubiläum groß gefeiert wurde, sagte mir anschließend: „Ach, wenn die das doch ein wenig auf die letzten 40 Jahre verteilt hätten…!“
Bitten
Eine kleine Meldung, vor Jahren gelesen, ist mir im Gedächtnis geblieben: Man wolle bei der U-Bahn in New York einführen, beim Einsteigen nicht mehr „Einsteigen, bitte!“ sagen; das „Bitte“ werde gestrichen – aus Gründen der Zeitersparnis. Ob das viel bringt? Wenn man das Bitten ganz aus dem menschlichen Begegnen streichen würde, dann würde das Menschsein wohl fast auf den Nullpunkt verkürzt. Bitten bedeutet, dass der Mensch bedürftig ist, dass er andere braucht und sie auch für hilfswillig einschätzt. Wir leben vom Füreinander.
Beim Reformator Martin Luther, fand man auf seinem Schreibtisch einen letzten Satz, vor seinem Sterben notiert: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Er war durchaus selbstbewusst, aber er wusste zutiefst um die umfassende Bedürftigkeit des Menschen.
Entschuldigen
Vielleicht fällt einem das Wörtchen „Entschuldigung“ am schwersten. Wer bittet schon gerne um Entschuldigung? Nicht jede Wahrheit über sich selber ist schmeichelhaft. Schamgefühle gehören zu den unangenehmsten. Wie stehe ich da eventuell vor der Öffentlichkeit da? Und: Wird das Gegenüber, dem durch mich Unrecht geschehen ist, mir verzeihen? Ich kann eigentlich nicht sagen: „Ich entschuldige mich“, angemessen muss es heißen: „Bitte, entschuldige Du mich.“
Beim Geschehen von Versöhnung – ob im Alltag oder im Sakrament der Versöhnung – kommen die drei kleinen Lebensworte zusammen: „Entschuldige“ – „Bitte“ – „Danke!“ Ob das Jahr 2020 nicht an Lebendigkeit und Freude gewinnt, wenn wir jeden Tag die Kraft dieser kleinen Worte pflegen?!
Mit herzlichen Grüßen
Willi Lambert SJ,
Exerzitienbegleiter im Haus HohenEichen
29. Januar 2020
Im Kolosserbrief kommen alle drei Themen auch vor. Das Bild zeigt eine betende Frau auf einem Fresko in der Calixtus-Katakombe aus dem 4. Jh. Damals betete man mit ausgebreiteten Armen in der so genannten Oranten-Haltung. Der Gestus kann auch alle drei Themen ausdrücken: Dank – Bitte – Entschuldigung Menschen und Gott gegenüber…
Brief an die Kolosser 3,12 - 17
3,12 Bekleidet euch also, als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte, mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! 13 Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 14 Vor allem bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist! 15 Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!
16 Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. In aller Weisheit belehrt und ermahnt einander! Singt Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder in Dankbarkeit in euren Herzen! 17 Alles, was ihr in Wort oder Werk tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Dankt Gott, dem Vater, durch ihn!