Beide lebten im 19. Jahrhundert in Südafrika und waren ein total eingespieltes Team. Oben sehen Sie ein Foto der beiden. James Wide war ein behinderter Eisenbahnwärter. Ihm waren bei einem Arbeitsunfall beide Unterschenkel abgefahren worden. Und Jack, ein Bärenpavian, war sein Helfer, und zwar rund um die Uhr. Jack fuhr James mit dem Rollstuhl morgens zur Bahnstation. Jack bediente die Signale der Bahnstation. Ja, er stellte sogar die Weichen. Und er brachte den Zugführern den streng gehüteten Schlüssel zum Kohlenbunker, wenn sie für die Fahrt nicht mehr genug Kohle hatten.
Diese Zusammenarbeit ging so weit, dass Jack, der Affe, sogar von der Bahngesellschaft angestellt wurde. Er bekam ein Gehalt und am Wochenende zusätzlich ein Bier als Teil der Entlohnung. Als eines Tages eine prominente Dame mit der Bahn vorbeikam und Jack, den Pavian, als Signalmann arbeiten sah, war sie entsetzt und fürchtete um ihre Sicherheit. Sie berichtete an höherer Stelle darüber und das führte dazu, dass Jack, der Signalmann, einer heimlichen Prüfung unterzogen wurde. Er bestand sie mit fliegenden Fahnen. Er bekam sogar eine eigene Angestellten-Nummer als Signalmann. In den neun Jahren seiner Tätigkeit bei der Bahn hat er nie einen Fehler gemacht. Leider bekam er Tuberkulose und starb daran im Jahr 1890. Sehr zum Schmerz von James Wide, der nun wieder allein war.
Noch eine letzte Story von Jack und James. Der Vorbesitzer von Jack, dem er als Lenker seines Ochsengespanns diente, hatte James eingeschärft, Jack jeden Abend einen Schnaps zu geben. Das war er so gewohnt. Und er solle sich streng daran halten, sonst würde Jack anderntags seinen Dienst nicht tun. Und das erlebte James tatsächlich, als er es eines Tages vergaß, musste er sich diesmal wieder allein mit seinem Rollstuhl zur Bahnstation voran bewegen. Jack hatte also nicht nur eine große Zuverlässigkeit und Geschicklichkeit. Er hatte auch ein ausgesprochenes Gerechtigkeitsempfinden.
Diese Geschichte von Jack und James ist sicher in vieler Hinsicht ungewöhnlich und außerordentlich, ja anrührend. Fast unglaublich. Sie ist aber auch typisch, insofern sie die große Nähe von Mensch und Tier zeigt. Es gibt solche außergewöhnlichen Erfahrungen und Beziehungen. Denken Sie nur an Blindenhunde. Vielleicht kennen Sie selbst solche Beziehungen, die nicht zur Zuneigung, sondern auch echte Hilfe bedeuten.
Während seit der Aufklärungszeit oft sehr stark die Differenz zwischen Mensch und Tier betont und hervorgehoben wurde und der Mensch in seiner alles überragenden Einmaligkeit gesehen wurde, erleben wir heute eine Veränderung unseres Denkens und Empfindens. Die Wissenschaft entdeckt immer mehr die unglaublichen Fähigkeiten der Tiere, vor allem der höheren Tiere, der Affen, der Hunde, aber auch der Delfine, der Elefanten, der Vögel. Gewissermaßen rücken Tier und Mensch dichter zusammen. Man hat früher immer ausgeschlossen: Werkzeuggebrauch – typisch menschlich. Sprache – allein menschlich. Trauern um Verstorbene – nur menschlich. Sich selbst im Spiegel erkennen – ausschließlich menschlich. All das entdecken wir inzwischen auch bei den höheren Tieren. Vieles ließe sich noch aufzählen.
Wozu die Wissenschaft sicher sehr geholfen hat, Tiere nicht mehr einfach so zu vermenschlichen, wie es die Gefahr bei unseren Haustieren ist, sondern sie in ihrem natürlichen Verhalten und in ihren Bedürfnissen besser zu verstehen und auch zu behandeln. Da haben mir vor allem die Bücher von Konrad Lorenz die Augen geöffnet.
Von vielen Seiten her wird uns also die Zusammengehörigkeit der so verschiedenen Lebenswelten der Tiere und der Menschen vor Augen geführt und dass wir nur überleben können, wenn wir gemeinsam leben und einander das Leben lassen. Das sagt uns die ganze Schöpfung. Das sagt uns auch der Glaube. Alle gehen wir aus der liebenden Schöpferhand Gottes hervor. Und zuweilen wird uns das so anrührend vor Augen geführt wie bei Jack und James.
Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ
9. Februar 2022
In Psalm 104 wird diese Einheit der Schöpfung gepriesen und wie Gott für alles sorgt und allen Nahrung. Leben und Freude gibt. Dieses Loblied zeigt uns die Welt, wie sie sein soll, und wie sie in manchen Augenblicken auch jetzt ist. Wie schön wäre dieser Friede mit allen und allem.
Psalm 104
104,1 Preise den HERRN, meine Seele! / HERR, mein Gott, überaus groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
2 Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel, du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt.
3 Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. / Du nimmst dir die Wolken zum Wagen, du fährst einher auf den Flügeln des Windes.
4 Du machst die Winde zu deinen Boten, zu deinen Dienern Feuer und Flamme.
5 Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet, in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.
6 Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, die Wasser standen über den Bergen.
7 Sie wichen vor deinem Drohen zurück, sie flohen vor der Stimme deines Donners.
8 Sie stiegen die Berge hinauf, sie flossen hinab in die Täler an den Ort, den du für sie bestimmt hast.
9 Eine Grenze hast du gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten, nie wieder sollen sie die Erde bedecken.
10 Du lässt Quellen sprudeln in Bäche, sie eilen zwischen den Bergen dahin.
11 Sie tränken alle Tiere des Feldes, die Wildesel stillen ihren Durst.
12 Darüber wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang.
13 Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, von der Frucht deiner Werke wird die Erde satt.
14 Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Pflanzen für den Ackerbau des Menschen, damit er Brot gewinnt von der Erde
15 und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit er das Angesicht erglänzen lässt mit Öl und Brot das Herz des Menschen stärkt.
16 Die Bäume des HERRN trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat,
17 dort bauen die Vögel ihr Nest, auf den Zypressen nistet der Storch.
18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, dem Klippdachs bieten die Felsen Zuflucht.
19 Du machst den Mond zum Maß für die Zeiten, die Sonne weiß, wann sie untergeht.
20 Du sendest Finsternis und es wird Nacht, dann regen sich alle Tiere des Waldes.
21 Die jungen Löwen brüllen nach Beute, sie verlangen von Gott ihre Nahrung.
22 Strahlt die Sonne dann auf, so schleichen sie heim und lagern sich in ihren Verstecken.
23 Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, an seine Arbeit bis zum Abend.
24 Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, / sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. 25 Da ist das Meer, so groß und weit, / darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große Tiere.
26 Dort ziehen die Schiffe dahin, der Levíatan, den du geformt, um mit ihm zu spielen.
27 Auf dich warten sie alle, dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit.
28 Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein, öffnest du deine Hand, werden sie gesättigt mit Gutem.
29 Verbirgst du dein Angesicht, sind sie verstört, / nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub.
30 Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde.
31 Die Herrlichkeit des HERRN währe ewig, der HERR freue sich seiner Werke.
32 Er blickt herab auf die Erde und sie erbebt, er rührt die Berge an und sie rauchen.
33 Ich will dem HERRN singen in meinem Leben, meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin.
34 Möge ihm mein Dichten gefallen. Ich will mich freuen am HERRN.
35 Die Sünder sollen von der Erde verschwinden / und Frevler sollen nicht mehr da sein. Preise den HERRN, meine Seele! Halleluja!