Ja zur Gemeinschaft

Jacke mit Logo und Sticker der KJF auf der Rückseite
Foto: Katharina Penits

 

Überall in der Stadt hängen Wahlplakate für die Bundestagswahl. Manche Städte sind förmlich zugekleistert mit Plakaten. "Ja zur Vielfalt", "Ja zu Europa", "Ja zu..." Ein kleiner Aufkleber, der oft ganz unbemerkt zwischen vielen anderen hängt, sagt auch "Ja", aber nicht zu politischen Wahlprogrammen, sondern "Ja zur Kirche". Hinter diesem Aufkleber steckt eine kleine Gruppe, überzeugter Christen. Die Mitglieder der KJF, der katholischen Jugend Fulda, verteilen seit einigen Jahren Aufkleber mit dem Slogan "Ja zur Kirche".

Im ersten Moment ist der Slogan etwas befremdlich. "Ja zur Kirche" - wer sagt so etwas heutzutage schon noch? Viele stellen sich die Frage, ob sie überhaupt noch Teil der Kirche sein wollen. Warum also dieser Aufkleber? Ist es nur ein Werbeslogan für die Kirche? Soll das eingestaubte, veraltete Image der Kirche nun durch kleine Sticker, die von engagierten Jugendlichen verteilt werden, aufpoliert werden?

Die Aufkleber sind zwar an belebten Plätzen weltweit zu finden, aber sie sind nicht nur dazu da, um Werbung zu machen für die katholische Kirche. Die Sticker zeugen vor allem vom persönlichen Glauben einzelner Jugendlicher, die zu einer Gemeinschaft gehören und in dieser Gemeinschaft ihren Glauben leben. Es geht also nicht nur um die Institution Kirche, sondern vielmehr um die Gemeinschaft im Glauben.

In vielen Situationen im Leben machen wir die Erfahrung, dass es alleine mühselig und schwer ist, aber wenn man in einem Team ist, viele Dinge einfacher gelingen. Sei es am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis: Gemeinschaft erleichtert unser Leben und hilft jedem Einzelnen seine Fähigkeiten für die Gruppe einzusetzen. "Zusammen schaffen wir alles" dieser Spruch zeugt vom Antrieb durch die Gruppe. Vielleicht kennen Sie von Ihren Kindern oder Enkelkindern auch die beliebte Kinderserie "Bob der Baumeister". Die Frage, die die Hauptfigur Bob seine Freunden und Mitarbeiter fragt: "Können wir das schaffen?" wird stets optimistisch von der ganzen Gruppe beantwortet mit: "Ja wir schaffen das". Den ein oder anderen lässt dieser Satz "Ja wir schaffen das" vielleicht an die Flüchtlingskrise der letzten Jahre erinnern, als Bundeskanzlerin Angela Merkel mit diesem Satz signalisieren wollte, dass die Gemeinschaft von Menschen viel bewegen kann, mehr als sie selbst glaubt.

Tatsächlich fühlt man sich allein oft wie ein kleines Licht, das nicht viel bewirken kann in der großen Welt. In Wahrheit aber kommt es auf jeden Einzelnen an. Jeder ist wertvoll und wichtig. Jeder hat andere Fähigkeiten und Begabungen. Jeder Mensch ist einzigartig und besonders. Und jede Gruppe ist unterschiedlich. Die Verschiedenheit der Mitglieder zeichnet eine gute Gruppe aus.
Genau diese Verschiedenheit der Mitglieder zeichnet auch die Kirche als Gemeinschaft aus. So wie eine Gruppe, aus verschiedenen Individuen besteht, so setzt sich auch die Kirche aus Gläubigen zusammen, die ganz unterschiedlich ihren Glauben definieren und leben. Was sie eint, ist die Gemeinschaft im Glauben, die Grundsätze, die den christlichen Glauben von anderen unterscheidet und das Vertrauen in Gott.

Daher ist jeder gleich wichtig. Egal, ob er Bischof oder Priester ist, Ministrant, Lektor, Organist, Katechet, die Kirche mit Blumen dekoriert, für die Gemeinschaft betet, Kranke besucht oder einen anderen Dienst übernimmt. Selbst derjenige, der nur mal ab und zu in den Gottesdienst geht, und selbst der, der am Glauben zweifelt, ist wichtig und wertvoll für eine Gemeinschaft, auch für die kirchliche. Gott hat diese Vielfalt der Menschen erschaffen, damit sie sich gegenseitig ergänzen.

Das stellt sich der aktuellen Tendenz hin zu immer mehr Individualisierung entgegen, der Ellenbogengesellschaft und dem Slogan "Ich bin mir selbst mein Nächster". Doch vielleicht ist es manchmal ganz gut, dass es diese Gegensätze in unserem Alltag gibt. Es ist sicherlich auch gut, sich mal gegen den Trend der Zeit zu stellen und bewusst zu sagen "Ja zur Gemeinschaft". Auch, wenn es im Zusammenleben mit anderen Menschen nicht immer einfach ist, es ist für jeden ein Gewinn und eine Bereicherung und Ergänzung. "Ja zur Gemeinschaft - das Wir gewinnt".

Viele Grüße
Katharina Penits

13. September 2017

Es ist eine der bekanntesten Bibelstellen, wenn es um dir kirchliche Gemeinschaft geht: Der eine Leib und die vielen Glieder. Durch die Taufe sind wir Teil der Gemeinschaft geworden. Doch die Gemeinschaft besteht nur durch ihre vielen verschiedenen Teile. Der Heilige Geist schenkt jedem eine andere Gabe. Jeder Mensch hat von Gott eine eigene Begabung bekommen. Zusammen ergänzen sich die Menschen gut.

Foto: vastateparksstaff - CC BY 2.0

 

1 Kor 12,4-14

Der eine Leib und die vielen Glieder:
4 Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.
5 Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
6 Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.
7 Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.
8 Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, 9 dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern - immer in dem einen Geist - die Gabe, Krankheiten zu heilen, 10 einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten.
11 Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.
12 Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. 13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
14 Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern.