
Foto: Thomas Gertler
Der mittlere Lechkanal vor unserem Büro in Augsburg
Der Lech kommt aus dem österreichischen Vorarlberg, hieß einmal Licca und das heißt so viel wie der Steinige. Oft hat er die Stadt Augsburg überschwemmt, wenn er voller Schmelzwasser die Stadt erreichte. Darum hat man den sogenannten Hochablass gebaut. Vom Hochablass leitet man Wasser geregelt in die Stadt. Immer wieder gab es Streit darum, ja, sogar Krieg.
Was uns so selbstverständlich ist, nämlich dass Wasser einfach so aus dem Wasserhahn kommt, das ist es nicht. Und es kann in Zukunft wieder ein Problem werden. Einerseits besteht die Oberfläche unseres blauen Planeten hauptsächlich aus Wasser und es steigt, aber es gibt viele Gegenden, wo es kaum Zugang zu sauberem und zu genügendem Wasser gibt.
Augsburg ist eine der ersten Städte, wo es das gab. Ja, die Stadt verdankt ihren großen Reichtum nicht nur den Fuggern und ihren Geldgeschäften, sondern genauso dem Handwerk. Und das Handwerk war so erfolgreich durch das Wasser. Viele Lechkanäle durchziehen die Stadt. Sie führen reichlich Wasser. Genug, um damit Mühlen, Hammerwerke und später Webstühle zu betreiben, um Färbereien und Gerbereien damit zu versorgen, um den vielen Unrat abzutransportieren. Beim Roten Tor kam das Wasser in zwei Kanälen in die Stadt: Brauchwasser und Trinkwasser. Und Trinkwasser konnte man dann auch schon in sein Haus leiten lassen, wenn man genug Geld hatte.
Für die anderen gab es in der Stadt öffentliche Brunnen. Sie machten in ihrer Pracht auch den Reichtum der Stadt sichtbar und sollten das auch: Der Augustusbrunnen erinnert an den Gründer der Stadt Augusta (15 v. Chr.), der Merkurbrunnen an den Gott des Handels und der Herkulesbrunnen an den Gott des Handwerks. Über die drei hinaus gibt es auch heute noch viele Trinkbrunnen in der Stadt.

Foto: Tilman2007 - CC BY-SA 3.0
Herkulesbrunnen
So ist das Wasser für Augsburg ein wesentliches Lebenselement und sein ausgeklügeltes Wassersystem wurde für viele andere zum Vorbild und führt heute zum Bemühen, es als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen.
In der Sicht der Bibel ist das Wasser das Urelement. Es ist in seiner unglaublichen Überschwemmungs- und Chaosmacht lebensgefährlich für den Menschen und von Anfang an setzt Gott dem Wasser Grenzen (Psalm 104,9). Nach der Sintflut besteht Gottes Bund mit der Menschheit darin, nie wieder eine solche Flut kommen zu lassen (Gen 9,11ff).
Aber das Wasser ist auch Lebenselement. Wie ein Baum am Wasser ist der Mensch, der Gott folgt. Er verdorrt nicht und sein Leben ist fruchtbar (Psalm 1). In der Taufe werden wir ins Wasser getaucht und stehen als neue Menschen wieder daraus auf.
Folgendes Bild habe ich einmal bei Klemens Tilmann gefunden: Das geistliche Leben ist wie ein Fluss, der durch die Landschaft meines Lebens fließt. Er findet und gräbt seinen Lauf, langsam und allmählich, und kommt er an ein Hindernis, so steigt er, bis er es übersteigt oder daran vorbeifließt. Das kann eine Weile dauern, aber solange mein geistliches Leben überhaupt in Fluss bleibt, wird es so geschehen. Darauf darf ich vertrauen.
Das ist auch im Leben der Kirche so. Es gibt Kämpfe und Hindernisse. Da geht es oft jahrzehntelang nicht weiter. Aber das Leben des Geistes fließt am Ende unaufhaltsam weiter, darüber hinweg oder daran vorbei. So wird es eines Tages doch die Einheit am Tisch des Herrn geben. Das Leben Gottes bahnt sich den Weg und findet den Weg. Es ist im Fluss. Darauf dürfen wir vertrauen.
Meditieren Sie einmal Ihre täglichen Erfahrungen mit dem Wasser.
Viele Grüße
Thomas Gertler SJ
20. Juni 2018
Der Fluss, der im Tempel entspringt, bringt das Wasser, das alles heil und fruchtbar macht. Es ist ein Bild für Gottes Liebe und Gnade, die uns heil, rein und fruchtbar machen möchte. Der Prophet Ezechiel sieht ihn entspringen. Dieses Wasser möchte auch mich und mein Leben erreichen.

Foto: Jean Housen - CC BY-SA 3.0
Der Jordan, in dem Johannes Jesus taufte.
Ezechiel 47,1 - 12
47,1 Dann führte er [der Engel] mich zum Eingang des Tempels zurück und siehe, Wasser strömte unter der Tempelschwelle hervor nach Osten hin; denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab, südlich vom Altar. 2 Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen. Und siehe, das Wasser rieselte an der Südseite hervor. 3 Der Mann ging nach Osten hinaus, mit der Messschnur in der Hand, maß tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis an die Knöchel. 4 Dann maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis zu den Knien. Darauf maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich hindurchgehen; das Wasser ging mir bis an die Hüften.
5 Und er maß noch einmal tausend Ellen ab. Da war es ein Fluss, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war tief, ein Wasser, durch das man schwimmen musste, ein Fluss, den man nicht mehr durchschreiten konnte. 6 Dann fragte er mich: Hast du es gesehen, Menschensohn? Darauf führte er mich zurück, am Ufer des Flusses entlang. 7 Als ich zurückging, siehe, da waren an beiden Ufern des Flusses sehr viele Bäume. 8 Er sagte zu mir: Diese Wasser fließen hinaus in den östlichen Bezirk, sie strömen in die Araba hinab und münden in das Meer. Sobald sie aber in das Meer gelangt sind, werden die Wasser gesund. 9 Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können und sehr viele Fische wird es geben. Weil dieses Wasser dort hinkommt, werden sie gesund; wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben. 12 An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen. Ihr Laub wird nicht welken und sie werden nie ohne Frucht sein. Jeden Monat tragen sie frische Früchte; denn ihre Wasser kommen aus dem Heiligtum. Die Früchte werden als Speise und die Blätter als Heilmittel dienen.