Ich bin krank

Diese Woche gibt es leider keinen "neuen" Impuls. Pater Gertler hatte einen Unfall und musste sich in medizinische Betreuung begeben. Gott sei Dank befindet er sich wieder auf dem Weg der Besserung und den Umständen entsprechend geht es ihm gut. Um Ihnen aber auch in dieser Woche einen Impuls zukommen zu lassen, hat Pater Gertler im Archiv geschaut und einen passenden "Klassiker" gefunden:   

Es hat mich voll erwischt. I’m sick. Je suis malade. Ich fühle mich wie Marmelade. So kraftlos und breiig und liege im Bett. Es tut mir alles weh. Der Hals ist wund, die Nase zu. Und ich schlafe und schlafe. Es war wohl nötig. Es war ein bisschen viel in der letzten Zeit. Zu viel Rumreisen:

Ein Schnupfen fährt heut zweiter Klasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse.
und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf Thomas Gertler. Das ist schlimm.
Thomas erwidert laut: „Haptschü!“
und hat ihn drauf bis Mittwochfrüh.

Frei nach Christian Morgenstern.

Außerdem ist jetzt sowieso die Zeit, wo Schnupfen und Grippe grassieren. Ganz normal. Aber erst denke ich noch: ach das ist nur ein ganz kleines Kratzen. Das geht schon alleine weg. Und mein Ingwer hilft mir wie immer. Er hilft auch. Aber nur ein bisschen. Es kommt dann aber richtig dick. Und das heißt Termine absagen. Leute enttäuschen. Schlimm. Aber es ist auch einmal wichtig zu erleben, dass ich so wichtig nun auch nicht bin. Die kommen auch mal drei Tage ohne mich aus, und zwar ganz gut. Und dann kommt sogar ein Gefühl der Erleichterung. Jetzt darf ich wirklich ausschlafen. Jetzt muss ich nichts weiter tun als liegen und schlafen und nur zu den Mahlzeiten aufstehen. Und dann wieder hinlegen.

Es ist zwar übel, wenn man keine Luft kriegt und wenn man so schlapp ist und wenn alles weh tut. Aber es ist auch eine erstaunliche Erfahrung zu merken, wie gut Schlaf tut. Und wie der Körper sich auch wieder einregelt. Der kriegt es hin. Noch. Und nach zwei Tagen im Bett wird es besser. Ich kann schon mal raus aus Bett und Haus. Und ich will auch raus. Luft schnappen. Frische Luft in die Lungen lassen. Und einkaufen muss ich auch.

Und es gibt so liebe Menschen, die mich vertreten und den Gottesdienst übernehmen und fragen, ob sie was tun können. Nein, noch geht es so ganz gut und ich mach mir mein Essen selber. Da ist nicht so viel zu tun und zu kochen. Aber es ist doch wohltuend, so gute Menschen zu haben, die sorgen. Gott sei Dank! Wie sollte ich das sonst so leibhaftig erfahren als in solchen Situationen. Und hier erfahre ich es. Gott sei Dank und all ihnen sei Dank!

Krankheit ist eine gute geistliche Erfahrung. Erst einmal sehr ernüchternd: Ich habe zwar jetzt alle Zeit zum Beten, aber es geht nur das Allereinfachste. Mit dem Atem das Jesusgebet. Aber so liegend bewusst eine Zeit nehmen, geht gar nicht richtig, auch nicht mit dem Jesusgebet. Ich dämmere binnen kurzem weg. Auch wenn ich es immer wieder versuche. Aber es ist doch auch gut, mit dem Jesusgebet auf den Lippen wegzudämmern.

Aber auch diese anderen Erfahrungen sind ja wichtig für mich. Dass ich nicht unbegrenzt belastbar bin und Pause brauche und Abstand. Dass es auch ohne mich geht, und zwar gut. Dass es liebe Menschen gibt, die gern für mich da sind. Dass es mein Körper noch wieder geregelt bekommt - eines Tages wird das nicht mehr so sein. Das soll ich auch mal merken. Und jetzt soll ich wieder das Meine tun, um ihn so lange wie möglich gesund sein zu lassen.

Augustinus hat mal auf die Frage geantwortet, ob es einem im Himmel auf die Dauer nicht langweilig würde. Er antwortete: „Das ist wie mit der Gesundheit. Die wir einem auch nicht langweilig.“ Das stimmt und ist ein sehr hilfreicher Gedanke. Aber gegen Augustinus testen wir (teste ich) immer wieder, wie viel sie aushält, die Gesundheit. Und bereuen erst wieder, wenn sie mal streikt und mal der Krankheit die Führung überlässt. Dann merken wir erst, auch die beste Krankheit taugt nichts… Wenn wir auch vieles durch sie neu und tiefer begreifen.

Gute Gesundheit wünsche ich Ihnen – auferstanden aus Ruinen!
Thomas Gertler SJ

23. Januar 2019

Als Bibeltext empfehle ich Ihnen diesmal ein Kirchenlied, das viele kennen werden. Es ist ein sogenanntes Psalmenlied, nämlich der in Verse gebrachte Psalm 91, im neuen Gotteslob die Nummer 423. Es geht um das Vertrauen auf Gott in jeder Situation. Und hier können Sie es sogar hören. 

 

Foto: rawpixel

 

Wer unterm Schutz des Höchsten steht, 
im Schatten des Allmächtgen geht, 
wer auf die Hand des Vaters schaut,
sich seiner Obhut anvertraut,
der spricht zum Herrn voll Zuversicht:
„Du meine Hoffnung und mein Licht,
mein Hort, mein lieber Herr und Gott,
dem ich will trauen in der Not.“

Er weiß, dass Gottes Hand ihn hält,
wo immer ihn Gefahr umstellt;
kein Unheil, das im Finstern schleicht,
kein nächtlich Grauen ihn erreicht.
Denn seinen Engeln Gott befahl,
zu hüten seine Wege all,
dass nicht sein Fuß an einen Stein
anstoße und verletzt mög sein.

Denn dies hat Gott uns zugesagt:
„Wer an mich glaubt, sei unverzagt,
weil jeder meinen Schutz erfährt;
und wer mich anruft, wird erhört.
Ich will mich zeigen als sein Gott,
ich bin ihm nah in jeder Not;
des Lebens Fülle ist sein Teil,
und schauen wird er einst mein Heil.“

Nach Ps. 91