
Foto: Taxiarchos228 - CC BY 3.0
Haben Sie schon mal von den „Untergunthern“ gehört? Die machen heimlich Freude, sich selbst und anderen. Am bekanntesten ist der Spaß, den sich mit dem Pantheon gemacht haben. Schon wieder Pantheon? Das war doch erst vor ein paar Wochen dran! Ja, aber diesmal geht es um das Pantheon in Paris, siehe Bild oben. Da war seit Jahren die alte, wertvolle Uhr kaputt. Sie war wohl absichtlich unbrauchbar gemacht worden, und zwar von demjenigen, der sie täglich mühsam aufziehen musste und der das leid war.
Die „Untergunther“ sind die Untergruppe einer größeren heimlichen Organisation namens „Les UX“, die zum Beispiel auch immer wieder heimliche Filmfestivals an verborgenen Plätzen veranstalten. Die „Untergunther“ nennen sich so nach dem Gebell von zwei wilden deutschen Schäferhunden, das vom Tonband abgespielt wird, wenn sich ungebetene Leute dem verborgenen Treiben nähern. Und diese Truppe hat nun ganz im Geheimen die alte Uhr des Pantheon aus dem Jahr 1840 wieder hergestellt, die schon seit vierzig Jahren nicht mehr funktionierte. Sie machten sich damit selbst eine Freude und natürlich auch anderen.
In diesem Falle hatte aber der Chef des Pantheons keinen Spaß verstanden und die Truppe verklagt. Der Prozess dauerte 20 min und die „Untergunther“ wurden mit Bravour freigesprochen. Dadurch ist allerdings die Heimlichkeit aufgeflogen und man weiß nun davon und es gibt jetzt eine Homepage der „Untergunther“ und sogar einen Film vom Innenleben des Pantheon.
Aber all das ist nicht der Punkt, um den es mir geht. Was ich daran so gut finde, ist dass Menschen Verantwortung übernehmen für den öffentlichen Raum. Dass sie einen wachen Blick dafür haben, was vernachlässigt wird und sich dann dafür einsetzen, und zwar nicht indem sie schimpfen und die Verantwortlichen auffordern, ihre Verantwortung zu übernehmen, sondern dass sie selbst das tun und sich einen Spaß daraus machen. Das finde ich großartig. Denn natürlich haben dann auch andere Freude daran. Dass eine Sache wieder in Ordnung ist und dass auch eine witzige Kritik an den Behörden damit verbunden ist.
Sie machen es so, dass sie selbst Spaß daran haben und das heißt auch, dass sie es gut machen, also richtig fachmännisch und fachfraulich und nachhaltig. Echte Freude braucht Ernsthaftigkeit. Das hat sich schon das Leipziger Gewandhaus als Wahlspruch genommen: res severa verum gaudium. „Wahre Freude ist eine ernste Sache“. Die Uhr des Pantheon wird wieder lange gehen, wenn sie sachgemäß behandelt wird.
Solch eine heimliche Freude, wie sie die Untergunther veranstalten, ist nicht für jeden möglich. Das ist auch nicht nötig. Für jeden möglich ist aber zum Beispiel, wenn ich beim Weg durch die Stadt einfach einen der zahllosen, achtlos auf einem Fensterbrett oder sonstigen Sims abgestellten und oft halb geleerten Plastikbecher entsorge oder eine der herumfliegenden Plastiktüten auflese. Oder wenn ich in der Familie oder der WG „heimlich“ den Geschirrspüler ausräume und alles wieder an seinen Platz stelle. Solche kleinen Taten der Verantwortungsübernahme sind genauso wichtig. Sie machen nicht so viel Spaß, aber nachher machen sie doch froh. Wann haben Sie zuletzt einmal auf diese Weise heimlich Gutes getan?
Zwar lautet das Public-Relations-Prinzip: „Tu Gutes und rede darüber“. Und ich möchte ergänzen: Rede laut darüber oder stimme ein lautes Gackern an, wie das Huhn, das ein Ei gelegt hat. So verfährt man heute meist. Und es gibt etliche Leute und Firmen, die suchen bewusst (nur) solche guten Taten für sich aus, über die man laut reden und die man weit publik machen kann. Aber das will ich nicht vertiefen, obwohl sicher auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel dazu einfällt und in den Sinn kommt. Nein, wir bleiben bei der Stelle im Evangelium, wo Jesus darüber spricht. Und die können sie gleich weiter unten lesen.
Tun Sie nur weiter Gutes in aller Heimlichkeit und Verborgenheit! Viele werden sich freuen – auch Jesus.
Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ
2. Oktober 2019
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Jesus kommt es auf unsere Motivation an: Warum tue ich Gutes? Um von anderen gesehen und dafür gelobt zu werden? Oder um des Guten selbst willen? Interessant ist, dass Jesus hier auch von der Verborgenheit Gottes selbst spricht, nicht nur davon, dass Gott auch das Verborgene sieht. Gott selbst ist im Verborgenen. Er ist der verborgene Gott. Das weiß und sagt Jesus. Aus unserer Verborgenheit in unserer Kammer beten wir zu dem Gott, der auch verborgen ist.
Matthäus 6,1 - 6
6,1 Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. 2 Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 3 Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, 4 damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
5 Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 6 Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.