Das ist der Titel eines Songs von Johnny Cash. Gott wird dich umhauen, kann man es wörtlich übersetzen. Er wird dich umhauen wie einen Baum, wie einen Feigenbaum, an dem nichts zu finden ist und der nur enttäuscht. Und davon singt erst einmal dieses Lied: Du kannst eine ganze Weile wegrennen, kannst flüchten vor dir selbst, deinem Gewissen und vor Gott, aber er wird dich eines Tages einholen, erwischen und umhauen Und das ist Mahnung und Trost. Mahnung an mich und meinen Lebenswandel, Trost, dass Gott alle die Verbrecher und Ganoven, aber auch alle unverantwortlichen Politiker und Kriegsverbrecher eines Tages umhauen wird. Das ist sicher zu 100 Prozent. Es ist gut und mutig, dass Johnny Cash uns das vorsingt.
„Gott wird dich umhauen.“ Das ist aber auch so gemeint, dass die Erfahrung der Nähe, der Barmherzigkeit, der Schönheit und Liebe Gottes dich umhaut, dich zutiefst anrührt und anpackt, so dass alles Bisherige umgeworfen wird. Das deutet sich auch in diesem Lied an, nämlich dass der Mann von Galiläa Johnny Cash anspricht und ihn mit sanfter Stimme, mit zu Herzen gehender Stimme bittet, seinen Willen zu tun. Und genau das zu tun, was er im Liede singt: nämlich alle die mit seinem Lied zu ermahnen und zu warnen, dass Gott sie umhauen wird. Und das tut Johnny Cash. Dieses zweite Umhauen Gottes im übertragenen Sinne, die alles umwerfende und neu machende Erfahrung, hat auch Johnny Cash selbst erfahren, als er auf einem Tiefpunkt seines Lebens angekommen war und selbst nicht mehr herauskonnte.
Und ein dritter Punkt. Wir bedenken aus guten Gründen sehr wenig, dass jeder Baum eines Tages fallen wird. Und jeden von uns Menschen wird Gott eines Tages umhauen, auch wenn wir ein fruchtbarer Feigenbaum waren, auch wenn wir Gutes getan haben und barmherzig waren. Wir werden eines Tages alle von Gott umgehauen und das ist schrecklich und furchtbar und vor allem, es ist unabwendbar. Es wird geschehen.
Früher war es vielen Christenmenschen eine allabendliche Übung, an den möglichen Tod zu denken. Der junge lebensfrohe Mozart hat das getan und er schreibt davon in einem Brief an den schwer kranken Vater: „… da der Tod (genau zu nehmen) der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes! [...]“.
So wie Mozart gehen heute wenige in unserem Land mit dem Tod um. Er wird sehr gern weggedrängt. Am deutlichsten zeigt das die sich stark wandelnden Beerdigungskultur. Auch nahe Angehörige gehen nicht mehr zur Beerdigung. Sie kommen manchmal Wochen später, um zu wissen, wo die Oma liegt. Die aber hat sich auf einem anonymen Feld verstreuen lassen, weil sie ihren Kindern und Enkeln die Mühe der Grabpflege ersparen wollte. Umgehauen und nicht einmal ein Baumstumpf bleibt.
Aber das sagt die Bibel. Wir sollen den Tod nicht verdrängen, sondern bewusst bedenken und annehmen: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Wenn wir an den guten Gott glauben, so wissen wir, dass Er uns zwar allen den Tod zumutet und keiner ihm entgeht, aber dass der Tod eine Tür ist – eng, schmal und dunkel – jedoch eine Tür in ein neues unvergängliches Leben voller Licht und Leben, wenn ich versucht habe gut zu leben und Gottes Willen zu tun in all meiner Begrenztheit und Schwäche wie auch Johnny Cash.
God's Gonna Cut You Down – Gott wird dich umhauen.
Bedenken wir dies und werden wir weise.
Thomas Gertler SJ
27. September 2023
Es ist klar, dass hier nun der Psalm 90 als Bibelstelle kommen muss, der genau das zum Thema macht. Und als Bild dazu der Heuhaufen, das abgemähte Gras.

Foto: Maseltov - CC BY-SA 4.0
Psalm 90
90,1 Ein Bittgebet des Mose, des Mannes Gottes. O Herr, du warst uns Wohnung von Geschlecht zu Geschlecht. 2 Ehe geboren wurden die Berge, / ehe du unter Wehen hervorbrachtest Erde und Erdkreis, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. 3 Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen, du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück! 4 Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht. 5 Du raffst sie dahin, sie werden wie Schlafende. Sie gleichen dem Gras, das am Morgen wächst: 6 Am Morgen blüht es auf und wächst empor, am Abend wird es welk und verdorrt. 7 Ja, unter deinem Zorn schwinden wir hin, durch deine Zornesglut werden wir starr vor Schrecken. 8 Unsere Sünden hast du vor dich hingestellt, unsere verborgene Schuld in das Licht deines Angesichts. 9 Ja, unter deinem Grimm gehen all unsere Tage dahin, wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer. 10 Die Zeit unseres Lebens währt siebzig Jahre, wenn es hochkommt, achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Verhängnis, schnell geht es vorbei, wir fliegen dahin. 11 Wer erkennt die Macht deines Zorns und fürchtet deinen Grimm?[1] 12 Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. 13 Kehre doch um, HERR! - Wie lange noch? Um deiner Knechte willen lass es dich reuen! 14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage. 15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, so viele Jahre, wie wir Unheil sahn. 16 Dein Wirken werde sichtbar an deinen Knechten und deine Pracht an ihren Kindern. 17 Güte und Schönheit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! / Lass gedeihen das Werk unserer Hände, ja, das Werk unserer Hände lass gedeihn!