Geburt in der Garage

Foto: Sylvio

Ja, das ist die Garage, in der bei uns die Geburt Christi stattfindet. Sie steht im Hof, der zu Kirche und Pfarrhaus Sankt Michael in Göttingen gehört. Im Pfarrhaus wohne ich nun seit dem 31. Juli dieses Jahres. Und in der Garage hatte ich bisher mein Fahrrad untergebracht. Jetzt steht es im Freien, um der Heiligen Familie Platz zu machen.

Schon die ganze Adventszeit ist die Garage der Ort, wo sich Weihnachten vorbereitet. Es beginnt so richtig mit dem heiligen Nikolaus. Da stellt dann die Garage den Ort Myra dar, in dessen Hafen Nikolaus die Getreideschiffe aufhält, um der hungernden Stadt Nahrung zu erbitten. Danach entsteht dann so Stück für Stück die Stadt Bethlehem mit Soldaten und Händlern, mit vielen Fremden, die Unterkunft suchen, um sich von den Beamten in Steuerlisten eintragen zu lassen. Unerkannt dabei auch ein junges Paar. Sie auf einem Esel und hochschwanger. Er spricht mit einem Bewohner, um sich nach einer Herberge zu erkundigen. Sie bekommen dann Platz in einem Stalle. Das kennen wir alle.

Das für mich so Überraschende und Erstaunliche. Jeden Tag kommen viele Menschen aus der Stadt, vom nahen Weihnachtsmarkt in unseren Kirchhof und gehen mit Kindern und Hunden oder auch ohne in die Garage und schauen. Für Kinder ja sowieso immer etwas Schönes und Anregendes. Aber dass auch so viele Erwachsene, eben auch ohne Kinder, täglich kommen und schauen, was inzwischen wieder geschehen ist, das erstaunt mich. Der Weg zum Stalle, bzw. zur Garage wird ihnen gewiesen zuerst durch ein einladendes Schild und dann durch Stroh auf dem Boden, durch leuchtende Sterne und viele Laternen, die täglich neu entzündet werden und durch Schafe, die den Weg säumen. Auch da tut sich immer wieder etwas. Da kommen zum Beispiel Plakate mit Worten der Propheten hinzu. Laternen waren auch nicht gleich von Anfang da…

Foto: Sylvio

Weihnachten wird so Stück für Stück ganz nahe heran geholt. Und es intensiviert sich von Woche zu Woche und Tag für Tag. Und es bleibt nicht allein eine Kinderangelegenheit. Die Erwachsenen gehen auch mit. Schritt für Schritt. Und das Geheimnis von Weihnachten, nämlich das Wunderbare im Gewöhnlichen, das Licht in der Finsternis, das Ferne im Nahen, das Geheimnis im Offenbaren, das Göttliche im Menschlichen zu entdecken, das wird so geübt und erfahren und mitgenommen.

Für dieses Mitnehmen ist das Stroh auf dem Weg und im Stall ein Zeichen. Das Stroh ist erst einmal draußen auf dem Hof und dem Weg zur Krippe verteilt. Aber unweigerlich tragen wir es an den Füßen auch in die Kirche, in die Sakristei, ins Pfarrhaus, ja sogar in meinem Zimmer im zweiten Stock ist immer wieder ein Strohhälmchen zu finden. Und es erinnert wie ein Strohstern an die Geburt in der Garage.

Und ein letztes zur Geburt in der Garage: So nahe wie die Garage, so nahe ist auch der Mittagstisch von St. Michael. Täglich, also 365 Tage im Jahr, auch am 24. und 25. Dezember, wird hier der Tisch für Bedürftige bereitet. Und so sind auch die Armen, die Notleidenden immer ganz nahe an der Krippe. So soll es sein!

Foto: Sylvio

Von Herzen wünsche ich Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten und möge Sie Gott gut in das Neue Jahr hinein geleiten!

Thomas Gertler SJ

25. Dezember 2019

So wie Maria und so wie die Hirten wollen wir es auch tun in diesen Tagen. Mit Maria im Herzen erwägen, was geschehen ist und mit den Hirten Gott loben und preisen für alles.

Lukas 2,1 - 20

2,1 Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. [1] 2 Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. 3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4 So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5 Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6 Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 8 In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! 16 So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. 17 Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. 19 Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.