Freudenengel

Thomas Gertler

Dieses Jahr möchte ich Ihnen diesen Engel schenken. Es ist der Engel, der die große Freude verkündet, dass uns, dass der ganzen Welt der Retter geboren ist. Dieser Engel ist uns jetzt begegnet bei unserem Adventswochenende in Weisendorf bei Erlangen. Sonst hängt er bei einer befreundeten Familie in Eichstätt im Wohnzimmer. Das Ehepaar hat mit mir zusammen die Tage über die Engel gestaltet und hat ihn samt dem schönen Sternentuch und Himmelszelt mitgebracht und darauf lag er dann als optische Mitte unserer Tage.

Die Engel spielen ja besonders zu Weihnachten und zu Ostern eine wichtige Rolle. Denn an beiden Festen hat uns Gott etwas zu sagen und mitzuteilen. Und die Engel sind die „angeloi“, die göttlichen Boten und Helfer. Sie sind es, durch die Gott sich uns erfahrbar macht. Denn wir können Gott in seiner Göttlichkeit nicht erfahren, nur wenn Er sich uns erfahrbar macht. Und das tut er durch die Engel. Aber nicht nur durch die Engel, wie den Freudenengel beim Evangelisten Lukas (Lk 2,10), sondern normalerweise erfahren wir ja von Gott und seiner Güte durch andere Menschen, zuerst meist durch unsere Eltern, oft durch die Großeltern oder gute andere Verwandte, aber auch durch Ordensfrauen, durch Pfarrer, durch viele andere. Wer war es bei Ihnen? Wer waren Ihre Boten Gottes, Ihre angeloi oder Engel?

An dem Wochenende in Weisendorf ging es mir schlecht. Richtig schlecht. Denn ich hatte mal wieder mein kleines Täschchen mit meinen Computersticks verloren. Alle meine Daten, Texte und Bilder wieder mal weg wie damals im Zug Richtung Linz. Total schlimm. Ich hab es auch gleich bei der Vorstellungsrunde gesagt, dass es mir gar nicht gut geht deswegen.

Beim gemeinsamen Abendgebet habe ich versucht, mich damit abzufinden und es innerlich los zu lassen. Lass los, Thomas, lass los. Und tatsächlich ging es irgendwie, dass ich wieder etwas ruhiger wurde und Vertrauen fassen konnte, dass es doch irgendwie gut wird. Auch wenn ich ja alles, wirklich alles mehrmals vergebens durchwühlt und durchsucht hatte.

Und dann später klopft es an meiner Tür: „Ist das Ihre kleine Tasche?“ Ja, sie war es! Es war ein Wunder. Und die gute Finderin, eine Teilnehmerin an unserem Kurs, war nun für mich der Engel, der die frohe Botschaft brachte. Ich konnte es gar nicht glauben und mir auch gar nicht erklären. Aber das Täschchen war wieder da. Ich hatte schon solche Angst vor der Nacht gehabt. Kein Auge zu tun können wegen all der verlorenen Daten und wer das nun findet und wie ich die Stelle bei der Bahn erreiche, die sich um Verlorenes kümmert. O je! Und nun alles wieder da. Erst zu Tode betrübt und nun wirklich himmelhoch jauchzend. Und dankbar, so dankbar.

Die große Botschaft von der Rettung aller Welt setzt sich oft in solch „kleine“ Ereignisse um. So wie unser großer Glaube an Gott in die kleine Münze des alltäglichen Glaubens oder des gewöhnlichen Sorgens um das Kind und die Kinder damals und heute.

Auf jeden Fall, so war es in Weisendorf. Und es war erst mal wirklich ein unerklärliches Wunder für mich. Und dieser schöne Engel ist das Zeichen dafür. Der Engel der Freude. Und den will ich jetzt gern weiterschenken. Und jede und jeder kann nun einmal an seine Engel denken und im Vertrauen auf die guten Mächte durch Weihnachten und hinüber in das Neue Jahr gehen! Ich wünsche allen einen solchen Freudenengel!

Es grüßt ganz herzlich und wünscht Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten
Thomas Gertler SJ

20. Dezember 2017

 

 

 

 

 

 

Der Engel Gabriel kommt zu Maria, vorher schon zu Zacharias. Ein Engel erscheint Josef mehrmals im Traum und hier verkündet der Freudenengel (links) den armen und zerlumpten Hirten auf den Feldern vor Betlehem die große Freude. Und rechts steht der Chor der Engel für das Gloria bereit. Das Heute in der Botschaft gilt auch jetzt, wenn wir sie lesen oder wenn wir sie hören.

 

Aus dem Hortus Deliciarum um 1180.
Der Text bedeutet: Der Engel sagt zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht. Ich verkünde euch große Freude. Heute ist euch der Retter geboren.“

 

Lk 2,8 - 20

2,8 In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, 10 der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Verherrlicht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Friede / bei den Menschen seiner Gnade.
15 Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. 16 So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. 17 Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. 19 Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.