Feuer und Flamme

Foto: Sebastian Ritter - CC BY-SA 2.5

Im zentralen Haus unseres Ordens in Rom steht im Eingangsbereich eine Statue des heiligen Ignatius. Auf dem Sockel ist ein Zitat zu lesen: „Ite, inflammate omnia! - Geht, setzt alles in Flammen!“ Und daneben steht passenderweise ein Feuerlöscher. Ein sehr geeignetes Bild, um darüber eine Betrachtung anzustellen. Das möchte ich heute einmal tun.

Das Zitat soll einem Brief des hl. Ignatius entstammen, den er seinen Mitbrüdern mitgegeben hat, die nach Indien in die Mission fuhren. Und natürlich spielt Ignatius (was ja selbst der Feurige heißt) auf Jesu Wort an: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Und wie froh wäre ich, es würde schon brennen“ (Lk 12,49). Damals ist Franz von Xaver nach Indien gefahren und hat mit seinem Feuer viele Menschen bekehrt und in Europa durch seine Briefe in die Heimat eine Riesenbegeisterung entfacht.

Aber nachdem diese Begeisterung wirklich viel verändert und eine neue Weise der Mission begonnen hatte, kam der Feuerlöscher und löschte alles aus, sowohl in Südamerika wie in China. Der bekannte Film „Mission“ (1986 Oscar-Prämierung) mit Robert de Niro und Jeremy Irons erzählt davon.

Ich bin der Überzeugung, dass es eine Erneuerung des Glaubens und damit auch der Kirche nur geben kann durch eine neue Begeisterung. Durch eine neue und erneuernde Begegnung mit Christus, die Leben ändert, Leben entfacht und weitergibt. Nur dadurch, dass so eine feurige Geistesmacht uns wieder entflammt. Es braucht auch nur zunächst nur eine oder einer zu sein wie Franziskus oder wie Ignatius oder wie Katharina von Siena oder wie Johanna von Orleans, wie ein Abbé Pierre (30 Jahre lang der beliebteste Franzose in Frankreich) oder natürlich Mutter Teresa. Alles Menschen, die selbst entflammt waren und so auch andere angesteckt und begeistert haben. Kennen Sie jemanden, der Sie begeistert oder gar entflammt hat? Wer war das und was ist davon übrig? Und gab es bei Ihnen auch einen Feuerlöscher?

Zur Zeit erleben wir ja leider vor allem den Feuerlöscher und Geisttöter mit all der Aufarbeitung der Verbrechen und der Offenlegung von Vertuschung und Verleugnung des Missbrauchs in der Kirche. Und Wahrheit muss sein. Und auch der Zorn und die Enttäuschung und die Müdigkeit und die Ablehnung und der Überdruss. Sie sind alle berechtigt und sie müssen auch sein. Und sie brauchen Konsequenzen und sie brauchen Zeit und es ist ein großer Haufen Asche da.

Wahrheit muss sein. Und Wahrheit wird uns frei machen und wird uns zum Geist Gottes führen. Ja, sie ist schon Wirkung des Geistes. Wenn auf Dauer alle diese Erfahrungen und Veröffentlichungen den Geist nur töten und das Feuer nur löschen und nichts weiter, dann sind wir noch nicht durch. Dann müssen wir noch weiter arbeiten, ringen, kämpfen und der Wahrheit die Kraft zur Wandlung lassen. Ich weiß auch nicht, wann das sein wird. Ob wir schon wirklich das tiefste Dunkel erreicht haben.

Aber das ist meine Überzeugung, dass es sein wird und dass es auch einen Wandel, eine Erneuerung und auch Begeisterung geben wird. Das ist mir erst jetzt recht bewusst geworden: Das Bild vom Feuer ist natürlich das Feuer des Geistes, aber auch das Feuer der Reinigung und Läuterung. Von Jesus auch gebraucht im Zusammenhang mit seinem Leiden und Tod. Zum Feuer der Begeisterung gehört das hinzu: Läuterung, Reinigung, Klärung und sie geschieht in aller Schmerzhaftigkeit durch den Geist.

Feuer und Flamme zu sein ist also nicht nur helle Freude, strahlendes Licht und Jubel, es ist auch Klärung, schmerzliche Läuterung und Verbrennen alles Unreinen. Und das gehört zusammen.

Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ

26. Januar 2022

Darum lesen wir hier noch einmal das Wort Jesu vom Feuer und auch von der Taufe. Als Bild habe ich hier ein Bild vom Hochofenabstich genommen. Gold und Silber müssen im Feuer geläutert werden. Auch das Eisen gehört dazu.

Lukas 12,49 - 51

12,49 Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
50 Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist.
51 Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.