Feuer, Feuer!

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Wenn es brennt, ist höchste Gefahr! Brandschutz ist immer schon eine sehr wichtige Aufgabe. Die Nachtwächter hatten früher vor allem vor Feuer und Brand zu warnen und so die Stadt zu hüten. Andererseits sind das Feuer und der rechte Umgang damit ein typisches Zeichen erwachsenen Menschseins. Beherrschung des Feuers ist genauso ein wichtiger Fortschritt des Menschen wie die Erfindung des Rades. Feuer zur Bereitung des Essens, Feuer für so viele Handwerke, Feuer als Energiequelle und als Lichtquelle. Überall und immerzu Feuer, Feuer.

Ich möchte mit Ihnen heute das Feuer als Bild für den Heiligen Geist betrachten, so wie wir beim letzten Mal die Luft, den Atem als Bild für den Geist betrachtet haben. Feuer gehört mit der Luft zu den Grundelementen und Grundkräften wie Erde und Wasser. Das Feuer kann dabei wie die Luft einmal ganz riesig groß und alles überwältigend sein oder auch klein und winzig bis hin zum kleinen Funken. Und das trifft auch auf den Heiligen Geist zu. Einmal ein riesiges Feuer, einmal kleiner Funken. Oder auch kleiner Funken, der alles entzündet. Wie bei der Predigt des Petrus, die die Massen begeistert (Apg 3).

Der Geist und sein Trost sind in den Wirkungen ganz ähnlich: aus der inneren Kälte und Empfindungslosigkeit, aus Traurigkeit und Trostlosigkeit hin zu Wärme und Freude, zu Mitgefühl und Herzlichkeit. Das ist Wirkung des Geistes Gottes. Das ist die Wirkung dieses göttlichen Feuers. Jesus geht es gerade darum: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen und wie sehr möchte ich, dass es brenne“ (Lk 12,49). Jesus ist ein göttlicher Brandstifter. Und sein Geist hat es tatsächlich auch geschafft, die ganze damalige Welt zu verändern, wenn auch erst nach dem Leiden und dem Scheitern.

Feuer hat auch seit alters die Funktion der Reinigung. Feuer läutert Gold und Silber. Die Hitze schmilzt die Verunreinigungen weg und verbrennt sie. Und das tut auch der Geist. Er läutert unseren Glauben, der ja so oft mit Aberglauben oder anderen falschen Gottesvorstellungen vermischt ist. Und diese Reinigung durch den Geist ist auch oft schmerzlich. Oder auch gerade Leiderfahrungen lassen uns solche Klärung und Reinigung erfahren. Wirkung des Geistes: Feuer, Feuer.

Gehen wir zur nächsten Eigenschaft des Feuers. Es leuchtet. Es erhellt die Nacht. Ursprünglich die Fackel. Das Öllämpchen. Die Kerze. Heute die Glühbirne in allen so verschiedenen Formen. Wir können die Nacht zum Tage machen. Wir können übertreiben und tun das auch oft. Die Erde leidet inzwischen unter Lichtverschmutzung. Das ist schädlich für Mensch und Tier und die ganze Natur. Aber in den rechten Maßen verwendet ist uns das Licht eine sehr große Hilfe.

Das gilt eben auch für das Licht des Heiligen Geistes. Es ist typisch für ihn, dass er aus Dunkelheit ins Licht, aus Nebel in die Klarheit, aus Lüge in die Wahrheit führt. Das ist besonders wichtig, weil heute ein Zweifel daran besteht, ob der Mensch überhaupt Wahrheit erkennen und aussprechen kann. Wer einen Wahrheitsanspruch erhebt, gilt schon ein wenig als intolerant. Dabei ist es die Wahrheit selbst, die diesen Anspruch erhebt. Sie hat nämlich die großartige Eigenschaft, dass sie uns einleuchtet. Es leuchtet mir ein, dass zweimal zwei vier ist. Das kann ich gar nicht leugnen. Und sogar der Satz des Pythagoras leuchtet ein und ist nicht zu bestreiten, wenn ich mir wirklich die Mühe des Denkens und Einsehens mache.

Das war die Grundüberzeugung der Aufklärung: Wahrheit muss nicht mit Gewalt durchgesetzt werden. Sie setzt sich von selbst durch, wenn man sie frei lässt. In Diktaturen wird nämlich die Wahrheit immer unterdrückt und ins Gefängnis gesteckt, weil die frei macht (Joh 8,32). Das ist der Geist. Der Geist des Menschen und der Geist Gottes. Sie führen in die Wahrheit und damit auch in die Freiheit. Wer die Wahrheitsfähigkeit des Menschen bestreitet, nimmt ihm seine Würde als Mensch.

Das bedeutet gerade nicht, dass wir die Wahrheit besitzen. Nein, denn die Wahrheit ist immer größer als ich. Wir unterstellen uns der Wahrheit. Wir richten uns nach der Wahrheit und lassen uns von der Wahrheit richten. Oder in noch älteren Worten gesagt: Wir geben der Wahrheit die Ehre. Denn die Wahrheit ist im letzten Gott. Gottes Geist zeigt sie uns und bringt sie in uns zum Leuchten.

Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ

7. Juni 2023

Im folgenden habe ich Ihnen keine Schriftstelle aufgeschrieben, sondern die Erfahrung des Geistes Gottes, wie sie Blaise Pascal (1623-1662), der französische Philosoph und Mathematiker erfahren hat. Er hat diese Erfahrung aufgeschrieben und immer bei sich getragen. Man hat diesen Text nach seinem Tod in seinem Rock eingenäht gefunden. Diese nächtliche Erfahrung hat ihn sein Leben lang geprägt. Es ist eine Erfahrung Gottes, eine Erfahrung des Geistes. Es ist kein Gedankengott, sondern der lebendige Gott, wie ihn Mose erfahren hat (Ex 3), auf den dieser Text auch anspielt.

„Jahr der Gnade 1654
Montag, den 23. November, Tag des heiligen Klemens, Papst und Märtyrer, und anderer im Martyrologium.
Vorabend des Tages des heiligen Chrysogonos, Märtyrer, und anderer.
Seit ungefähr abends zehneinhalb bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht
Feuer
Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten.
Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede. Der Gott Jesu Christi.
Deum meum et Deum vestrum.
Dein Gott ist mein Gott.
Vergessen der Welt und aller, nur Gottes nicht.
Er ist allein auf den Wegen zu finden, die das Evangelium lehrt.
Größe der menschlichen Seele Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich.
Freude, Freude, Freude, Freudentränen.
Ich habe mich von ihm getrennt.
Dereliquerunt me fontem aquae vivae.
Mein Gott, wirst du mich verlassen?
Möge ich nicht auf ewig von ihm getrennt sein.
Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.
Jesus Christus!
Jesus Christus!
Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe mich ihm entzogen, habe ihn geleugnet und gekreuzigt.
Möge ich niemals von ihm getrennt sein.
Er ist allein auf den Wegen zu bewahren, die im Evangelium gelehrt werden.
Vollkommene Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Führer.
Ewige Freude für einen Tag der Mühe auf Erden.
Non obliviscar sermones tuos. Amen.“