Falsche Fuffziger

Foto: Marlies Fricke

 

Übernächste Woche kommt er also, der neue Fünfzig-Euro-Schein. Er musste neu gedruckt werden, weil er zu oft gefälscht worden ist. Zukünftig soll er (fast) fälschungssicher sein. Das ist gut, denn wer möchte schon einen „falschen Fuffziger“ im Portemonnaie oder in der Kasse haben? Und den Geldfälschern möchte man sagen: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier, denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“ (Lukas-Evangelium 12,15)

Kurz vor der Mitte der Fastenzeit - wir nähern uns dem Sonntag Laetare - fällt mir das Gedicht „Die Zufriedenheit“ von Johann Martin Miller ein. Als nörgelnde Kinder bekamen wir einen Vers daraus oft zu hören: „Je mehr er hat, je mehr er will!“ Was zu Lebzeiten des Dichters galt, gilt auch heute, wenn Banknoten, Markenartikel oder Nachrichten gefälscht werden, wenn Autos mit Schummel-Software verkauft und Spitzensportler gedopt werden. Damals wie heute geht es doch letztlich um eins: um mehr Geld, mehr Glanz und Geltung, mehr Macht. Und wenn das erst einmal funktioniert hat, dann will man immer mehr davon. „Je mehr er hat, je mehr er will.“

Fälschungen gibt es aber nicht nur im großen und globalen Stil. Wie fälschungssicher sind wir uns selbst, wenn es um unsere persönlichen kleinen und größeren Bedürfnisse und um unsere Sehnsucht geht? Da wird doch leicht mal geschummelt, getäuscht oder sich und den anderen etwas vorgemacht. Ja, fälschen wir uns da nicht manchmal selbst? Wenn wir uns verbiegen, statt aufrecht und wir selbst zu bleiben; wenn wir Wahrheit verdrängen; wenn wir persönliche Entwicklung nicht zulassen wollen? Wenn wir uns kleiner oder größer machen wollen, als wir sind? Wenn wir, statt original zu sein, andere kopieren wollen? Wenn die kleinen (Not-)Lügen sich summieren?

„Legt also alle Bosheit ab, alle Falschheit und Heuchelei, allen Neid und alle Verleumdung! Verlangt wie neugeborene Kinder nach der unverfälschten, geistigen Milch, damit ihr durch sie heranwachst und Rettung erlangt!“ (1. Petrus-Brief 2,1-2) In den frühen Christen-Gemeinden wurden zwar noch keine Banknoten gefälscht, aber „Falsche Fuffziger“ scheint es auch damals schon gegeben zu haben.

Die zweite Halbzeit der „Österlichen Bußzeit“ ist eine gute Gelegenheit, sich nach dem UNVERFÄLSCHTEN im eigenen Wesen und Leben zu fragen, nach dem Originalen und Ursprünglichen, nach dem, was VON GOTT ist. Sein Wort und die Begegnung mit Ihm ist wie die Muttermilch, nämlich die beste und unverfälschte Nahrung, die uns wachsen und reifen lässt. Die Schrifttexte, die Liturgie und die Sakramente der kommenden Wochen laden uns besonders dazu ein.

Kosten wir, wie gütig der Herr ist! (vgl. 1 Petr 2,3)

Es grüßt Sie herzlich
Marlies Fricke (GCL)

22. März 2017

 

Was ihm wirklich wichtig ist, drückt J.M. Miller in seinem Gedicht von 1776 aus. In romantischer Sprache sieht der Dichter tief durch die täglichen Dinge hindurch und empfindet Lebensfreude und Dankbarkeit:

Foto: Zachi Evenor - CC BY 3.0

 

Die Zufriedenheit

Was frag' ich viel nach Geld und Gut,
Wenn ich zufrieden bin!
Gibt Gott mir nur gesundes Blut,
So hab' ich frohen Sinn,
Und sing' aus dankbarem Gemüt
Mein Morgen- und mein Abendlied.

So mancher schwimmt im Überfluss,
Hat Haus und Hof und Geld;
Und ist doch immer voll Verdruss,
Und freut sich nicht der Welt.
Je mehr er hat, je mehr er will;
Nie schweigen seine Klagen still.

Da heißt die Welt ein Jammertal,
Und deucht mir doch so schön;
Hat Freuden ohne Maß und Zahl,
Lässt keinen leer ausgehn.
Das Käferlein und Vögelein
Darf sich ja auch des Maien freun.

Und uns zuliebe schmücken ja
Sich Wiese, Berg und Wald;
Und Vögel singen fern und nah,
Dass alles wiederhallt. –
Bei'r Arbeit singt die Lerch' uns zu,
Die Nachtigall bei'r süßen Ruh'.

Und wenn die goldne Sonn' aufgeht,
Und golden wird die Welt,
Und alles in der Blüte steht,
Und Ähren trägt das Feld:
Dann denk' ich, alle diese Pracht
Hat Gott zu meiner Lust gemacht.

Dann preis' ich Gott, und lobe Gott,
Und schweb' in hohem Mut;
Und denk', es ist ein lieber Gott,
Und meint's mit Menschen gut;
Drum will ich immer dankbar sein,
Und mich ob seiner Güte freun!

Johann Martin Miller (1750 - 1814)