
Foto: Archiv Frank Liebig - CC BY-SA 3.0 DE
Ent-Täuschung habe ich so auseinander geschrieben, um Sie darauf aufmerksam zu machen, dass wir durch Enttäuschung nicht nur eine negative Erfahrung machen, sondern auch der Wahrheit näherkommen. Wir kommen nämlich aus der Täuschung heraus. Drei unterschiedliche Beispiele erzähle ich Ihnen.
Hier eine erste, recht bekannte, eine vor allem für Kinder positive Ent-Täuschung. Es hat sich nämlich schon lange herausgestellt, dass in dem so gesunden, aber bei Kindern unbeliebten Spinat nur ein Zehntel des versprochenen Eisens enthalten ist. Man hatte die Zahl von unglaublichen 35 Milligramm Eisen statt auf 100 gr. getrocknetem Spinat für frischen Spinat gerechnet. Frischer Spinat ist aber zehnmal schwerer als der getrocknete. In 100 gr. frischen Spinat sind nur 3,5 Milligramm Eisen. Daher der Irrtum. Von diesem Irrtum lebte eine berühmte Comic Figur, und zwar der Seemann Popeye, der sagenhafte Kräfte aus der Spinatbüchse zog. Damit sollte er die Kinder zum Spinatessen ermuntern. Große und befreiende Enttäuschung. Spinat ist nicht absolut unersetzbar als Eisen-Kräfte-Spender. Popeye muss jetzt seine Kräfte nun anderswoher beziehen oder zehn Büchsen statt einer kippen. Tja, wenn man´s Komma falsch setzt, kanns so komma… 🙂
Eine zweite Ent-Täuschung wurde mir vor kurzem bereitet, und zwar ist der so genannte Mozart-Effekt im Eimer. Das haben Sie ja sicher schon gehört, dass Mensch und Tier positiv aus Musik, und zwar von Mozart reagieren, speziell auf die Sonate D-Dur für zwei Klaviere, KV 448. Hier ist eine Interpretation zu hören! Merken Sie was? Menschen sind wacher, aufmerksamer, fokussierter. Kühe geben mehr Milch. Das ist der Mozart-Effekt. Ja, große Enttäuschung! Alles im Milcheimer! Man hat die Studie aus dem Jahr 1993, auf die man sich stützte, völlig überinterpretiert. Ein amerikanischer Gouverneur hat sogar an Säuglinge bzw. ihre Mütter Mozart-Musik verteilen lassen, um die Intelligenz in seinem Bundesstaat zu fördern.
Es ist gewiss, dass man in den Medien diese großartige Nachricht über den Mozarteffekt so gern (und weithin ungeprüft) übernommen und weitergegeben hat, weil sie so positiv war. Weil man immer schon selbst das Gefühl hatte, ja Musik tut gut, speziell Mozart. Und das ist – trotz Enttäuschung – weiterhin der Fall! Da dürfen Sie ganz beruhigt sein…
Die dritte Enttäuschung hat sich schon vor Jahren ereignet und sie hat mich geschmerzt. Da war ich auf eine tolle Geschichte gestoßen, nämlich die Geschichte von dem Mann, der Bäume pflanzt. Sie erzählt von einem Schafhirten, der in der verkarsteten Landschaft der Provence täglich Eichen und andere Bäume pflanzt, viele Jahre lang. Nach zwanzig Jahren des Pflanzens und Pflegens der jungen Bäume verwandelt sich allmählich die Landschaft, ja, sogar das Klima. Tiere und Menschen kehren zurück. Quellen beginnen wieder zu fließen. Es ist eine großartige Geschichte und sie ist so geschrieben, dass man diese Wandlung miterlebt. Das kann nur so passiert sein. Das soll und muss so passiert sein. Jean Giono hat sie im Jahr 1953 geschrieben.
Ja, es ist so, wie ich es schon gesagt habe, es war eine große Enttäuschung zu erfahren, dass sie nur erfunden ist und dass es Elzéard Bouffier, den Schafhirten und Imker leider nie gegeben hat. Aber Jean Giono hat sie geschrieben, damit es solche Menschen geben möge, die Bäume pflanzen. Und das ist inzwischen eine weltweite Bewegung geworden. Viele pflanzen heute Bäume gegen die Abholzung der Bäume, gegen die Vernichtung des Regenwaldes, gegen die Verkarstung ganzer Landstriche.
Enttäuschung kann auch zum Bestärken der Wahrheit, kann zur Bestärkung des Widerstandes und damit nicht nur zur Trauer, sondern im Kampf gegen das Böse auch zur Freude führen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen solche positiven Ent-Täuschungen.
Viele Grüße
Thomas Gertler SJ
22. März 2023
Eine der großen Enttäuschungen in der Bibel erlebt Josef, als er mitbekommt, dass Maria seine Verlobte, schwanger ist, aber nicht von ihm. Das hätte er nie gedacht von Maria, dass sie noch jemanden anderen kennt und dass sie untreu ist. Riesige Enttäuschung. Wie gut, dass er dann erfährt, wie es sich in Wahrheit verhält. Und das erfährt er im Traum, wie sie es unten abgebildet sehen.
Matthäus 1,18 - 25
18 Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. 19 Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. 20 Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. 21 Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. 22 Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: 23 Siehe: Die Jungfrau wird empfangen / und einen Sohn gebären / und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, / das heißt übersetzt: Gott mit uns. 24 Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. 25 Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.