
Foto: via federn.org - GNU Free Documentation License
Sie stammt von einem Seeadler. Und heute möchte ich sie mit Ihnen zusammen betrachten. Sie kennen das ja schon. Erstmal nur schauen, ohne Deutung. Ohne mit den Gedanken wegzugehen, immer bei der Feder bleiben. Und immer, wenn die Gedanken wegfliegen (ganz ohne Flügel und Federn) dann wieder zurück zur Feder. Und wenn Sie diese Feder bis in die kleinste Kleinigkeit betrachten wollen, schauen Sie hier. Sie können sie stark vergrößern.
Ja, so eine Feder ist ein Kunstwerk. Unglaublich wie fein und genau so eine Feder gebaut ist. Wie viele Federn habe ich schon gefunden und auch schon angeschaut! Aber wirklich ganz genau? Wirklich bis in die kleinsten Einzelheiten? Kaum je. Das will ich aber heute einmal mit Ihnen zusammen tun. Natürlich am besten, wenn Sie eine wirklich Feder daheim haben, nicht nur ein Bild, auch wenn Sie es stark vergrößern können.
Also nur schauen. Einmal versuchen hundert von den Federästen rechts oder links, oben oder unten zu zählen. Oder nur fünfzehn. Das ist auch schon genug. Wie ganz genau sie nebeneinander liegen! Sie sind nämlich miteinander verzahnt. Das kann man aber trotz Vergrößerung nicht sehen. Und eine Seite der Federäste ist kürzer als die andere, auch aus gutem Grund. Ganz unten am Schaft der Feder, da liegen die Federäste nicht mehr so zusammen. Da gleicht es dann mehr den Daunen, wie wir sie im Federbett haben.
Und dann auch noch die Färbung der Feder. Die ist ja bei den einzelnen Vögeln ganz unterschiedlich. Da gibt es ja wirklich Federkleider, die ein festliches Abendkleid weit übertreffen. Das glänzt und schillert in unglaublicher Weise. Darum nennt man es auch Prachtkleid bei den verschiedenen Vögeln. Bei unserer Seeadlerfeder ist es eher einfach mit der Färbung.
Warum betrachten wir die Adlerfeder? Natürlich deshalb, weil in Advent- und Weihnachtszeit so viele Engel vorkommen, die natürlich mit Flügeln dargestellt werden, und zwar mit ganz prächtigen Flügeln wie hier der Engel Gabriel.
Sie sehen doch großartig aus, diese beiden Flügel! Auch die können Sie vergrößern, um sie noch genauer zu sehen und zu bewundern. Achten Sie einmal darauf, wie häufig Ihnen in den kommenden Wochen noch die Engel begegnen. Nicht nur in der Bibel, auch auf der Straße, in den (Schau-)Fenstern, auf dem Friedhof auf beinahe jedem Grab. Es ist ja eine erstaunliche Sache, dass die Engel seit längerer Zeit wieder überall gegenwärtig sind. Ja, dass in Europa inzwischen mehr Menschen an Engel glauben als an Gott.
Die Engel sind quasi die Verbindung zwischen Gott und der Welt. Sie sind seine Boten, seine Vermittler, seine Helfer, seine Gesandten. Und dafür steht heute die Feder. Und für den Gesandten gilt, dass der Gesandte so wie der Sendende ist. Das kennen wir von der Politik. Der Gesandte ist der Vertreter des Staates in einem anderen Staat und macht ihn präsent, repräsentiert ihn. Das gilt genauso für den Engel als Gesandten Gottes. Und als solche erleben wir sie im Advent und zu Weihnachten. Als Boten wie Gabriel. Sie richten Gottes Wort aus.
Und auch noch in einer anderen Rolle lernen wir sie kennen, nämlich als die Engel, die Gott loben und preisen und in deren Gesang wir dann einstimmen, wenn wir ihren Gesang das „Gloria in excelsis Deo“ in der Weihnachtsnacht wieder mitsingen. Dann vereinen sich im Lied Himmel und Erde.
Und noch ein letztes, warum ich heute die Feder mit Ihnen betrachte, nämlich die Feder als Schreibwerkzeug. Es ist noch nicht so lange her, dass man mit dem Federkiel zu schreiben pflegte. Goethe beispielsweise hat sich zeitlebens damit geplagt, mit der Gänsefeder über das Papier zu kratzen. Auch auf dem schönen Bild von Botticelli schreibt Maria selbst ihr Lied, das „Magnificat“, mit dem Federkiel nieder – und das Jesuskind hilft dabei. Wir schreiben fast nur noch mit Hilfe des Keyboards. Mit der Hand zu schreiben wird immer seltener. Aber Weihnachten schreiben wir auch öfter mal. Wissen sie schon, wem Sie schreiben werden? Haben Sie eine eigene Liste dafür?
Also greifen Sie zur Feder – die Empfängerinnen und Empfänger freuen sich!
Gesegnete Tage!
Thomas Gertler SJ
15. Dezember 2021
Ja, das ist so ein typisches Bild von Botticelli. Ich habe immer das Empfinden, dass alle Figuren bei ihm miteinander verwandt sind. Sie sehen sich ähnlich. Sie sind vom ähnlichen Typ. Und hier sind die helfenden Engel ganz und gar ohne Flügel dargestellt. Das geht auch. Und es ist klar, dass wir heute dann Marias Adventlied lesen – und wer will, kann es natürlich auch singen.
Lukas 1,46 - 55
1,46 Meine Seele preist die Größe des Herrn /
47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. / Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan / und sein Name ist heilig.
50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht / über alle, die ihn fürchten.
51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
52 er stürzt die Mächtigen vom Thron / und erhöht die Niedrigen.
53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben / und lässt die Reichen leer ausgehen.
54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an / und denkt an sein Erbarmen,
55 das er unsern Vätern verheißen hat, / Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.