Die Bienen zu Ostern

Unterhalb des Spatels ist die Bienenkönigin zu sehen.
Foto: A. Hubl

 

Nun fliegen sie wieder. Nun summen sie wieder. Überall Gesumm und Gebrumm besonders an den blühenden Bäumen und Sträuchern. Man muss nur einmal in die Nähe eines solchen blühenden Busches oder an ein Beet mit Osterglocken oder Narzissen gehen. Da kann man es hören und sehen, wie die Bienen sie umfliegen und in die Blüten krabbeln und dann mit Beinen voller Pollen wieder herauskommen und weiterfliegen zur nächsten Blume hin.

Wir haben ja gewöhnlich etwas Respekt vor den Bienen, denn sie sind wehrhaft und können stechen. So ein Bienenstich tut weh und ist für Menschen mit einer Allergie sogar sehr gefährlich. Andererseits sind sie auch faszinierend. Seit Jahrtausenden beschäftigen sich die Menschen mit den Bienen. Schon die alten Ägypter kannten die Bienenzucht. Und in den Hochreligionen sind sie je nachdem symbolische oder gar heilige Tiere.

Zu Ostern kommt die Biene auch in der christlichen Liturgie vor. Das wunderschöne Lied der Osterkerze, das „Exsultet“,  dessen Text uralt ist und dessen Melodie zu Herzen geht, enthält auch einige Zeilen über die Biene, deren Fleiß diese Kerze zu verdanken ist. In der mittelalterlichen Fassung war es viel mehr, was über die Biene gesagt und gesungen wurde. Denn da gab es nur Kerzen aus Bienenwachs. Auch galten die Bienen als geschlechtslose, keusche Wesen und wiesen so hin auf die Maria und die Kirche.

Heute gibt es viele Formen von Kerzenwachs. Nicht mehr nur von Bienen. Selbst die Osterkerze enthält nur noch einen kleinen Anteil Bienenwachs. Aber den soll sie auch enthalten. Außerdem weiß man heute viel mehr von der Biologie der Bienen. Sie sind nicht geschlechtslos. Also gibt es nur noch diese kurze Erwähnung der Bienen im Exsultet. Vieles von dem, was schon die Alten wussten und sangen, gilt aber auch noch heute. So der buchstäbliche Fleiß, so die wundersame Ordnung und Organisation in einem Bienenstock, so die große Nützlichkeit der Bienen. Honig und Wachs und Heilmittel stammen von ihnen. Und da können wir heute noch lauter und konkreter das Lob der Bienen singen als die Altvorderen.

Wir wissen heute, dass ein Großteil der Nutzpflanzen und Blumen durch die Bienen bestäubt wird, wohl an die 70 %. Wenn die Bienen das nicht mehr tun, dann wird das zu katastrophalen Ernteverlusten und damit zu großen Hungersnöten führen und das nicht mehr nur bei den anderen irgendwo in Afrika sondern hier bei uns. Oder wir müssten es machen wie in manchen Teilen Chinas, wo die Bienen durch Pestizide ausgerottet sind: die Apfelbäume selbst bestäuben. Äpfel würden ziemlich unbezahlbar. O ihr fleißigen Bienen!

Die Bienen zu Ostern machen uns darauf aufmerksam, was wir längst wissen, aber meist nicht wirklich realisieren und in unser Verhalten einprägen. Wir sind nur eine Welt, nicht nur eine Menschenwelt, nein, eine Welt, in der Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser und Luft und Erde alle zusammen einen einzigen Lebensraum bilden, in der alle von allen abhängen, darum auch nur miteinander leben können. In meiner Jugend hat man – so wird erzählt – die Insel Usedom um der Urlauber willen durch Gift von Mücken komplett befreit. Die Folge war, dass nicht nur die Mücken nicht mehr stachen, sondern auch die Vögel nicht mehr sangen. Man hatte mit den Mücken ungewollt auch die Vögel getötet, die nichts mehr zu picken hatten.

Dass diese Welt eine ist, das sehen wir heute vor allem unter dem Vorzeichen der Bedrohung und der Angst um das eigene Überleben. Für den heiligen Paulus ist es so, dass die Osterbotschaft nicht nur uns Menschen betrifft, nein, für ihn ist die ganze Schöpfung davon betroffen und sehnt sich nach Erlösung und Neuwerden. Wir seufzen alle unter der Not und Unerlöstheit des Daseins und strecken uns aus nach der Auferstehung. Und die Botschaft der Auferstehung ist eine frohe Botschaft für die ganze Welt, auch für die Bienen. Freut euch, ihr glücklichen Bienen!

So bin ich froh, dass sie als Vertreter der Schöpfung im Exsultet immer noch vorkommen. Denn sie haben an der Kerze mitgewirkt, die uns den auferstandenen Christus symbolisiert, dessen Licht nicht weniger wird, wenn es verteilt wird, sondern allen leuchtet – der ganzen Schöpfung als Licht der Hoffnung, auch den Bienen und auch Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser!

Gesegnete Tage wünsche ich Ihnen und ein Lächeln bei jeder Biene, die Sie sehen!
Thomas Gertler SJ

12. April 2017

 

Paulus schreibt uns von dieser Hoffnung und Sehnsucht der ganzen Schöpfung. Mit der Auferweckung Jesu hat die neue Schöpfung mitten in dieser alten Welt begonnen. ER ist der Erste der neuen Schöpfung. Alle und alles wird folgen. Darum ist die ganze Welt darüber froh und blüht und wächst in neuem Grün und summt und brummt, wie es in dem schönen Lied von Friedrich von Spee heißt: „Die ganze Welt, Herr Jesus Christ, ob deiner Urständ (Auferstehung) fröhlich ist…“ Hier können Sie es hören.

Und meditieren Sie einmal diesen großen Text des Paulus aus dem Römerbrief!

Foto: Thomas Gertler

 

Röm 8, 18 - 28

8,18 Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. 19 Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne [und Töchter] Gottes. 20 Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: 21 Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. 23 Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne [und Töchter] offenbar werden. 24 Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht 25 Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. 26 So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. 27 Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein. 28 Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt...