Der beste Lehrer der Welt

 

Es gibt so viele schlimme und schreckliche Nachrichten aus aller Welt und auch aus der Kirche, dass ich Ihnen heute einmal bewusst eine gute und aufbauende bringen möchte, nämlich die Nachricht vom besten Lehrer der Welt 2019. Das ist Peter Tabichi, ein junger Franziskanerbruder aus Kenia. Er hat dies Jahr den Preis gewonnen, der beste Lehrer der Welt zu sein und ein Million Dollar dazu.

Er unterrichtet Mathe und Physik in einem Dorf in Kenia in einer armen Gegend. Die Schüler können oft beim Unterricht nicht aufmerksam sein, weil sie Hunger haben. Das war also mit das erste, worum er sich kümmerte, dass es ein Frühstück gab. Er begeisterte seine Schülerinnen und Schüler für die Naturwissenschaften und gründete Wissenschafts-Clubs. Mit seinen Schülern nahm er an Wettbewerben teil und gewann, obwohl er nur einen einzigen altersschwachen Computer besitzt. Und manchmal muss der aus bleiben, weil das Internet wieder nicht funktioniert.

Das Anliegen von Peter Tabichi ist es, nicht nur allein bei seinem Fach zu bleiben, sondern darüber hinaus zu gehen. So unterrichtet er die Eltern in nachhaltiger Landwirtschaft und hat eine Friedensinitiative gegründet, weil es in seinem Tal Spannungen unter den Volksgruppen gab. Das Wichtigste und Wesentliche aber dabei und die Wurzel, aus der alles entspringt, ist seine Liebe zu den ihm anvertrauten Schülerinnen und Schülern. Hier erzählt er selbst von seinem Alltagsleben als Lehrer.

Was mir so sehr gefällt an diesem Preis, ist, dass Gewinner eben nicht eine Lehrerin aus New York oder Berlin ist, sondern aus diesem völlig unbekannten Ort kommt, auch wenn es viele Hundert BewerberInnen aus aller Welt gab. Dass der Preis überreicht wurde in Dubai, einem islamischen Land, an einen Christen durch eine Organisation, die der Inder Sunny Varkey aus Kerala gegründet hat. All das ist für mich so hoffnungsvoll.

Und nun lade ich Sie ein, einmal an Ihre beste Lehrerin, ihren besten Lehrer zu denken. Ich hoffe sehr, dass es da jemanden gab. Ich hatte mehrere solche großartigen Personen. Die Lehrerin in meiner ersten Klasse. Sie war so geduldig und zugewandt. Man musste keine Angst vor ihr haben und war froh, bei ihr zu sein. Dann war besonders unsere Russischlehrerin. Sie war auch Klassenlehrerin. Und oft habe ich sie durch mein ständiges Zeichnen von Figuren, Köpfen, Karikaturen zur Verzweiflung gebracht. Aber sie las uns immer wieder einmal mit ihrer warmen tiefen Stimme wunderbare russische Märchen vor.

Der beste aber war unser Lateinlehrer auf der Erweiterten Oberschule. Er war gar nicht so ein überragender Lateiner, nein, er hat selbst noch Latein gelernt, während er uns unterrichtete. Aber er hat es geschafft, die ganze Klasse für Latein zu begeistern. Unglaublich, aber wahr! Wir hatten als ganze Klasse einen Lernerfolg: „Wir kriegen raus, was das für eine Form ist!“ Und ich habe durch die regelmäßige Grammatik des Lateinischen auch erst richtig die deutsche Grammatik begriffen: amo, amas, amat, amamus, amatis, amant – ich liebe, du liebst, er/sie/es liebt, wir lieben, ihr liebt, sie lieben… So jetzt können Sie auch was.

Ja, und dann beim Theologiestudium hatten wir auch einige sehr, sehr gute Lehrer – davon profitiere ich noch heute und manche sind mir auch als Christenmenschen ein Vorbild geworden. Aber denken Sie an Ihre besten Lehrer! Was verdanken Sie ihnen? Lehrer haben es heute sehr schwer. Dabei ist es so wichtig, so gute Lehrer zu haben wie Peter Tabichi. Beten Sie für und um gute Lehrer und für die, denen es nicht so gut geht. Übrigens gibt es auch bei der Gemeinschaft Christlichen Lebens eine Vernetzungsinitiative für Menschen in lehrenden Berufen, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen.

Es grüßt Sie herzlich, besonders alle Lehrerinnen und Lehrer
Thomas Gertler SJ

3. April 2019

 

Im Alten Testament sind es vor allem die Weisheitsbücher, denen die Lehre und die Lehrer wichtig sind. Die ersten Lehrer sind da die Eltern, sind Vater und Mutter. Und es geht nicht allein um Wissen, sondern vor allem um Lebensweisheit. Richtig zu leben, das ist entscheidend. Aber das versucht ja auch Peter Tabichi zu vermitteln.

Die Weisheit im Goldenen (Rathaus-)Saal von Augsburg: „Durch mich regieren die Könige.“
Foto: Eistreter - CC BY-SA 3.0


 

Weisheit 4,1 - 18

4,1 Hört, meine Söhne [und Töchter], die Mahnung eures Vaters; merkt auf, dass ihr lernt und klug werdet! 2Denn ich gebe euch eine gute Lehre; verlasst meine Weisung nicht. 3 Denn als ich noch Kind in meines Vaters Hause war, ein zartes, das einzige unter der Obhut meiner Mutter, 4da lehrte er mich und sprach: Lass dein Herz meine Worte aufnehmen; halte meine Gebote, so wirst du leben. 5 Erwirb Weisheit, erwirb Einsicht; vergiss sie nicht und weiche nicht von der Rede meines Mundes; 6verlass sie nicht, so wird sie dich bewahren; liebe sie, so wird sie dich behüten. 7 Denn der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht mit allem, was du hast. 8 Achte sie hoch, so wird sie dich erhöhen und wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie herzest. 9Sie wird dein Haupt schön schmücken und wird dich zieren mit einer prächtigen Krone. 10 Höre, mein Sohn, [meine Tochter] und nimm an meine Rede, so werden deine Jahre viel werden. 11 Ich will dich den Weg der Weisheit führen; ich will dich auf rechter Bahn leiten, 12 dass, wenn du gehst, dein Gang dir nicht sauer werde, und wenn du läufst, du nicht strauchelst. 13Bleibe in der Unterweisung, lass nicht ab davon; bewahre sie, denn sie ist dein Leben. 14 Komm nicht auf den Pfad der Gottlosen und tritt nicht auf den Weg der Bösen. 15 Lass ihn liegen und geh nicht darauf; weiche von ihm und geh vorüber. 16 Denn jene können nicht schlafen, wenn sie nicht übel getan, und sie ruhen nicht, wenn sie nicht Schaden getan. 17 Sie nähren sich vom Brot des Frevels und trinken vom Wein der Gewalttat. – 18 Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht am Morgen, das immer heller leuchtet bis zum vollen Tag.