Der Affe gar possierlich ist …

Foto: Chi King - CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

Augsburg hat einen Zoo und da kann man auch Affen bewundern. Sie haben ja immer etwas, das einen zum Lachen bringt. Am meisten die Schimpansen. Sie machen nämlich die Menschen nach. Aber genauso ahmen die Menschen die Affen nach. Wir haben sogar ein eigenes Wort dafür. Wir sprechen vom „nachäffen“. Und das ist jetzt sogar noch eigens erforscht worden und dafür gab es sogar einen Nobelpreis, keinen Nobelpreis, wie er jetzt gerade in Stockholm verliehen wurde, nein, es gab dafür einen Ig-Nobelpreis.

Ignobel ist das englische Gegenteil von nobel, also das Gegenteil von vornehm, hervorragend und bedeutet primitiv, gemein, peinlich. Der Ig-Nobelpreis ist ein satirischer Preis und will Forschungen auszeichnen, die erstmal zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen.

Das ist ja klar, wie komisch und zum Lachen dieses „Nachäffen“ ist, das wir alle kennen. Und worin gerade Kinder Meister sind. Allerdings hat jetzt die Forschung gezeigt, dass sich im Zoo beide gleich häufig nachmachen. Die Menschen die Affen und die Affen die Menschen.

Und zum Nachdenken? Da gibt es vieles. Dass die Affen das Nachmachen oder Nachahmen ebenfalls für das Lernen so nötig brauchen und gebrauchen wie wir Nachfahren der Schimpansen, das war nicht so bewusst. Das hat die Forschung ans Licht gebracht. Wie sehr wir es brauchen, das ist auch oft nicht so bewusst, aber es ist im Prinzip gut bekannt. Und darüber will ich mit Ihnen gern ein wenig nachdenken.

Dass ich mal ein kleines Kind füttern darf, kommt nicht so oft vor. Aber es kommt schon mal bei den Enkeln meiner Schwestern oder den Kindern guter Freunde vor. Und da habe ich die Beobachtung gemacht: Immer wenn ich das Löffelchen dem lieben Kleinen zu Munde führe, mache ich automatisch selbst den Mund auf. Ich kann gar nicht anders. Es ist so was wie angeboren, habe ich das Gefühl. Aber vielleicht ist das auch längst erforscht worden und hat einen Preis bekommen. Meine These ist die: Ich mache den Mund auf, um das Kind zum Nachahmen anzuregen. Es soll jetzt auch den Mund aufmachen. Und meist klappt das ja auch…

Das ist ja schon mal sehr fundamental, denke ich. Dieses Vormachen und Nachmachen. Ähnliches habe ich erlebt und dann auch bewusst getan, als ich zum Englischlernen ein Jahr in den USA verbracht habe. Ich habe fast automatisch auf den Mund meines Gegenübers geschaut und nachgeahmt: Mundstellung, Ausdruck… Das hat mir geholfen. So habe ich gelernt. Und ich denke mal, Sie haben auf ähnliche Weise gelernt. Wir ahmen nach. Wie machst Du das? Ach so! Ja, dann mache ich es auch so. Und als Kinder ahmen wir nach, meist ohne zu verstehen, was wir tun. Sogar meist spielerisch. Wir spielen unsere Eltern. Wir spielen Autofahren. Wir spielen unsere großen Helden. Ich habe viel Cowboy und Indianer gespielt. Winnetou und Old Shatterhand. Welches waren Ihre Helden und Heldinnen?

Das Christentum ist eine Religion, in der es auch auf das Nachahmen ankommt oder mehr mit der Bibel gesprochen, auf die Nachfolge. Aber es gibt auch das schlichte Nachahmen, wie Paulus einmal sagt: Ahmt mich nach (Phil 3,17). So wie er Christus nachahmt. Wie machst du das? Ach so. Dann mache ich es auch so. Jesus ruft in die Nachfolge und das heißt zuerst, einfach hinterhergehen. Ihm nachgehen. Auch manchmal wie die Kinder, ohne schon zu verstehen. Jesus sagt zu Petrus, der wehrt, als ihm Jesus die Füße waschen will und sich an den Kopf greift: „Was ich tue, verstehst Du jetzt noch nicht, du wirst es aber später verstehen“ (Joh 13,7). In ganz vieles muss man im Glauben langsam hineinwachsen. Wir machen es und irgendwann geht uns ein oder besser dasLicht auf.

Nachäffen hat etwas Komisches, etwas Satirisches oder gar Herabsetzendes. Nachahmen etwas Ur-Menschliches. Nachfolge ist Anfang des Christseins. Auf zum nächsten Schritt!

Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ

10. Oktober 2018

 

Mit der ersten Verkündigung Jesu beginnt auch sogleich die Berufung der ersten Jünger in seine Nachfolge. Sie bedeutet, mit Jesus zu wandern, immer bei ihm zu sein und so durch das Zusammensein, von ihm zu lernen. Jesus unterrichtet die Jünger. Er lehrt sie, was sie verkünden sollen und er sendet sie schon aus. So werden sie Schritt für Schritt Menschenfischer.

 

Die Berufung von Simon Petrus und Andreas
(Gemälde von Duccio di Buoninsegna, gemalt zwischen 1308 und 1311)

 

Matthäus 4,17 - 22

4,17 Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 18 Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. 19 Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
20 Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach. 21 Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie 22 und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach.