Den Fisch fangen

Foto: Weltweites Gebetsnetzwerk des Papstes - clicktopray.org

 

Angeln ist eine sehr meditative Tätigkeit. Und es ist eine Weise der Meditation, die vor allem Männer gern pflegen. Wenn ich mit meinem Rad zum Augsburger Kuhsee fahre, dann treffe ich garantiert einige. Meist sitzen sie allein am Wasser. Sie haben viel Geduld. Stundenlang sitzen sie am Ufer und schauen auf den Schwimmer ihrer Angel, ob er sich bewegt.

Auf dem Foto oben steht der Angler im Boot auf dem See und es ist früh, ganz früh am Morgen, kurz nach dem Sonnenaufgang. Die Strahlen der aufgehenden Sonne fallen ganz schräg aufs Wasser. Und sie werden vom See widergespiegelt. Ehe man den Angler sieht, sieht man diese eindrucksvolle Lichterscheinung.

Stellen Sie sich wie der Fotograf dieses Bildes ans Ufer und schauen Sie. Schauen Sie lange! Fällt Ihnen noch etwas auf?

Der See ist ganz still. Ganz still. Keine Wellen, nicht einmal kleine Rippelchen. Die Strahlen der Morgensonne werden im Wasserspiegel fast gar nicht verformt. Der Angler spiegelt sich glasklar im Wasser. Das wird einem nicht gleich bewusst beim Anschauen, aber ich sehe es natürlich sofort und darum geht von diesem Bild so eine Ruhe und Faszination aus. Ein einmaliger Augenblick. Jeden Moment kann er vorbei sein und sich ein kleines Lüftchen erheben und die perfekte Spiegelung ist vorbei.

Jetzt aber ist sie da. Es ist ganz still. Es ist ganz ruhig und das will sich auch in mich hinein übertragen. Nicht nur der See, auch meine Seele wird so still und ruhig. Keine Wellen, keine Rippelchen. Friede. Morgenfriede.

Dieses Bild möchte ich Ihnen zu Ostern schenken. Noch hinein in die Stille der Karwoche, aber dann auch in die Frühe des Ostermorgens.

Was hat das Bild denn mit Ostern zu tun? Es ist für mich eine moderne Version der Jünger, die nach Ostern wieder fischen gehen und Jesus steht am Ufer. Er fragt seine Jünger, ob sie nicht mit ihm frühstücken wollen. Und Petrus springt ins Wasser, um möglichst schnell zu ihm zu kommen. An diese Ostergeschichte erinnert mich das Bild. Unten können Sie sie nachlesen.

Und es erinnert mich daran, dass das Erkennungszeichen der ersten Christen der Fisch war. Nicht, weil die ersten Jünger Fischer waren, sondern weil für die griechisch sprechenden Christen das griechische Wort für Fisch „Ichthys“ eine Kurzformel des Glaubens an Jesus war: Jesus (jota für Jesus)– Christus (chi für Christos) – Gottes (theta für Theos bzw. Theou) Sohn (ypsilon für Hyos) – Erlöser (sigma für sōtēr).

Also darum geht es: sich diesen Fisch, diesen Jesus Christus zu angeln, in der Stille des Ostermorgens. Die Freude über diesen großen Fang zu erfahren, wie die Jünger bei ihrem reichen Fischfang. Und dann von diesem Jesus selbst zum Mahl eingeladen zu werden. Bei diesem Ostermahl am Ufer des Sees gab es Brot und Fisch. Und das ist ebenso oft in der ganz frühen Kirche zu finden: Bilder mit Brot und Fisch wie bei der Brotvermehrung und wie bei dem morgendlichen Ostermahl. Hier aus einer Katakombe.

 

 

Und hier das wohl bekannteste Mosaik aus der Kirche von Tabgha.

 

 

Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe und gesegnete Ostern und ein frohes gemeinsames österliches Mahl!
Thomas Gertler                                                                               

28. März 2018

 

Beim Evangelisten Johannes wiederholt sich der reiche Fischfang, den Lukas am Anfang erzählt (Lk 5,1-11) am Ende des Evangeliums noch einmal. Noch einmal und tiefer bricht die Wirklichkeit Gottes mitten in das alltägliche Geschehen des Fischens ein und Petrus bekehrt sich nach seiner Verleugnung Jesu noch einmal (vgl. Lk 22,31-34; Joh 13,36-38), wie das Gespräch nach dem Mahl mit Jesus zeigt.

 

 

Joh 21,1 - 14

21,1 Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias und er offenbarte sich in folgender Weise. 2 Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. 3 Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
6 Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. 7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. 8 Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. 9 Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. 10 Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. 11 Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. 12 Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. 14 Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.