Ade zur guten Nacht …

Foto: Ghost Presenter - CC0

Sommerzeit ist Festivalzeit. Hunderttausende werden in den nächsten Wochen in Hafen- und Industriegeländen, in Grünanlagen oder Parks, mit oder ohne Ohrstöpsel und Gummistiefel, Tage und Nächte durchtanzen, singen, feiern und Spaß haben. Geschlafen wird nicht – das wäre auch zu schade!

Widerspricht dem nicht die „Prioritätenliste“, die ein Exerzitienbegleiter mir nach stillen Tagen einmal mit nach Hause gab?

  1. Schlaf
  2. Körper (Bewegung, Ernährung, Pflege)
  3. Gebet / geistliche Ausrichtung
  4. Beziehungen / Zeit für Mitmenschen
  5. Arbeit

Gerade in Zeiten größerer Belastungen oder Krisen, so hörte ich, könne einem diese Rangfolge gute Dienste erweisen und den Dingen (wieder) den Platz einräumen, der ihnen gebührt – vom Schlaf bis zur Arbeit.

Erstens Schlaf? - Läuft das nicht gegen den Trend, wo der moderne Mensch statistisch nachweisbar doch immer weniger schläft, weil er nichts verpassen will? „Auf dem ersten Platz – die wichtigste Priorität also! – steht der Schlaf. Ohne regelmäßig genügend Schlaf zu bekommen, klappt nichts mehr so richtig“, sagt Pater Michael Bordt SJ. „Wenn wir müde und unausgeruht sind, verliert das Leben an Tiefendimension. Dann funktionieren wir zwar vielleicht noch, können aber nicht mehr wirklich leben.“

Erstens Schlaf. - Bei kleinen Kindern können wir beobachten, wie sie in dem Moment, wenn sie einschlafen, wie in eine andere Welt hineinfallen, so tief, dass Geräusche sie nicht mehr stören können und dass man sie sogar wegtragen kann, ohne dass sie aufwachen. Eltern oder Lehrer erkennen am nächsten Morgen unmittelbar, ob das Kind ausreichend geschlafen hat.

Schlafengehen: Sich fallenlassen

Genügend zu schlafen und ein gut gestaltetes Schlafengehen sind nicht selbstverständlich. In den sensiblen Stunden, wenn der Tag in die Nacht übergeht, wenn es dunkler und ruhiger um uns wird, spüren wir bewusst oder unbewusst eine Art Abschiedsstimmung in uns. Schlafengehen bedeutet, sich fallenzulassen, das gilt für „Nachteulen“ genauso wie für frühaufstehende „Lerchen“. Sich schlafen legen bedeutet immer, die Kontrolle abzugeben, Möglichkeiten loszulassen. Und das fällt oft nicht leicht. Denn in fast allen Lebensbereichen sind wir pausenlos online oder zumindest online-fähig. Wir können rund um die Uhr kommunizieren, konsumieren, kommentieren, kontrollieren, uns informieren. Freiwillig einen solchen Bereitschaftsservice zu verlassen, kostet Mut. Doch für den Stand-by-Modus zahlen wir nicht nur monatlich an unseren Stromanbieter. Auf Dauer zahlen wir auch mit unserer physischen und seelischen Kraft, wenn die Prioritäten nicht mehr stimmen, wenn zum Beispiel die Nummer 1, der Schlaf als wertvolle Regenerationszeit, zu kurz kommt.

… jetzt wird der Schluss gemacht

Um sich gut auf das Schlafengehen und den Schlaf vorzubereiten, hier ein paar kleine Anregungen:

  • Abends bewusst ablegen: Schlüssel, Portemonnaie, Uhr, Handy, Schuhe, Dateien.
  • Den letzten Stunden des Tages eher eine „Abendordnung“ geben, anstatt zu viel unter „Verschiedenes“ zu packen. Sonst besteht die Gefahr, kein Ende zu finden.
  • Guten Gewissens ausreichend Zeit für den Schlaf einplanen und ihn sich gönnen als wertvolle Erholungszeit.
  • Zu einer bestimmen Uhrzeit die elektronischen Medien (Smartphone, Laptop, TV …) ausschalten und dafür eine Kerze anzünden.
  • Nicht mit einer Vollbremsung ins Schlafzimmer wechseln, sondern den Tag wie ein Glockengeläut langsam ausklingen lassen. Zum Beispiel mit ein paar Atemzügen auf dem Balkon, einem Tagesrückblick (Gebet der liebenden Aufmerksamkeit), einem Zweiergespräch, einer kurzen (geistlichen) Lektüre, einem Musikstück, einer Tasse Tee …
  • Darauf vertrauen, dass ich mich nicht einfach aus der Hand gebe, sondern dass ich mich in Gottes Hand lege. Ihn um einen guten Schlaf, um Frieden und Schutz bitten.
  • Damit rechnen, dass „da fällt herab ein Träumelein“. Sogar um Träume bitten und darum, sie erinnern zu dürfen – vielleicht als Anrührung Gottes, vielleicht als nächstes Thema in der geistlichen Begleitung.
  • Du hast die Lider mir berührt. | Ich schlafe ohne Sorgen. | Der mich in diese Nacht geführt, | der leitet mich auch morgen. (Jochen Klepper)Darauf vertrauen, dass Gott mich am Morgen mit liebendem Blick wieder empfängt.

Der Schlaf als oberste Priorität, wer hätte das gedacht! Und die Arbeit auf dem fünften Platz. Wer stimmt da zu?

Dazwischen Bewegung, Begegnungen, Zeit miteinander. - So wünsche ich den Besucher/innen der Sommerfestivals, der vielen Schützen-, Pfarrei- und Grillfeste viel Schwung und Fröhlichkeit und Freude am Miteinander! Und anschließend natürlich erholsamen Schlaf, bevor die Arbeit wieder ruft!

Und damit die dritte Priorität, das Gebet, nicht zu kurz kommt, ist hier das komplette Abendlied „Ich liege, Herr, in deiner Hut“ von Jochen Klepper hinterlegt.

Angenehme Sommertage und -nächte wünscht Ihnen

Marlies Fricke (GCL)

 

Die Zeit des Schlafens kann sogar eine Weg-weisende Zeit sein. Das lehren uns die drei Weisen aus dem Morgenland. Nach ihren vielen Erlebnissen rührte Gott die Drei im Traum an, damit sie den Heuchler Herodes täuschen. Wie gut, dass diese Weisen zwischendurch geschlafen haben!

Traum der Könige, 12. Jh., Kathedrale von Autun
Foto: Cancre - CC BY-SA 4.0

Matthäus 2,7-12

7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. 8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. 9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. 11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. 12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.