Abwehrkräfte

Foto: Dr. Glenn Littel – CC BY-SA 3.0

Letzte Woche dachte ich, es ist mal gut, nichts zu Corona zu schreiben und stattdessen mal wieder zu schmunzeln. Heute schaue ich mit Ihnen auf einen wenig beachteten Aspekt der Corona-Krise. Ich habe jedenfalls dazu kaum etwas gefunden, auch wenn es immer im Hintergrund steht..

Wie viele tausende Wissenschaftler arbeiten gegenwärtig weltweit fieberhaft daran, einen Impfstoff oder ein Medikament zu entwickeln, das wirksam gegen Corona hilft! Keine Ahnung, wie viele es sind. Jetzt ist schon ein erster Freiwilligentest an Menschen genehmigt und wird begonnen. Aber es wird doch noch dauern. Sicherlich bis in das kommende Jahr. Und dann müssen ja nicht nur Millionen, sondern Milliarden geimpft werden.

Was mich aber sehr erstaunt: Es gibt inzwischen in Deutschland und auch weltweit mehr Genesene als aktuell Infizierte. Also die Forscher forschen in aller Forschheit, die nur möglich ist. Aber der menschliche Körper der meisten Infizierten schafft es von allein, das Virus zu besiegen. Stellen Sie sich das doch einmal vor! Woran die besten und intelligentesten Wissenschaftler jetzt schon monatelang arbeiten (und viele der Virus-Spezialisten ja schon viel länger), das schafft unser Körper bei der Mehrzahl der Erkrankten in vierzehn Tagen oder drei Wochen. Er hat selbst eine Abwehrkraft entwickelt, nach der die Forscher immer noch suchen.

Jetzt mal kurz Pause machen und innerlich ankommen lassen. Mein Körper hat diese Abwehrkraft in den meisten Fällen!

Das finde ich einfach staunenswert und unheimlich tröstlich. Was für ein Wunderwerk doch unser Körper normalerweise ist! Denken Sie mal daran, wie viele Krankheiten Sie in Ihrem Leben schon besiegt haben. Wogegen Sie schon Abwehrkräfte entwickelt haben. Vielleicht wissen Sie noch, wie Sie als Kind geimpft wurden. Und auch die kommende Impfung wird ja auch nichts anderes sein als ein kontrolliertes Anregen der Abwehrkräfte des menschlichen Körpers selbst. Mein Körper, nicht der Herr Doktor, wird diese Antikörper entwickeln. Nicht die Impfung impft mich mit den Abwehrkräften (außer bei der so genannten Passiv-Impfung) – nein geimpft werde ich klassischerweise mit einer geringen Dosis der Krankheit, um meine eigene innere Abwehr anzuregen.

Ich weiß, es ist alles viel, viel komplizierter, hier können sie nachlesen. Aber im Prinzip ist es so, unser Körper entwickelt die Abwehrkräfte und besiegt das Virus (Das Bild oben zeigt einen Lymphozyten – zuständig für die Virenbekämpfung). Einfach großartig! Das soll jetzt die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte, der Wissenschaftlerinnen und Forscher nicht heruntersetzen – nein, ich denke sogar im Gegenteil. Die werden am meisten wissen, welch ein Wunderwerk doch unser Körper ist und wie begabt er ist, durch die Entwicklung eigener Abwehrkräfte wieder gesund zu werden.

Darauf möchte ich heute einmal Ihren Blick lenken und Sie einladen, einmal darüber nachzudenken und dafür zu danken. Wir nehmen es für selbstverständlich, dass unser Körper funktioniert und uns dient. Und darum bedanken wir uns auch zu wenig bei unserem treuen und zuverlässigen Körper. Ja, wir muten ihm stattdessen immer wieder allerlei zu, von dem wir wissen, dass es ihm nicht gut tut. Und freilich bezahlen wir dann auch dafür. Sie erinnern sich an den letzten Impuls, dass zwar sonst alles natürlich zugeht, nur meine Hose natürlich nicht zugeht – nach den üppigen Osterfeiertagen.

Und dass unser Körper das kann, Abwehrkräfte erfolgreich gegen Corona entwickeln, das soll uns auch sonst Hoffnung machen. Denn nicht nur gegen Viren entwickeln wir solche Abwehrkräfte. Es gibt sie auch im politischen Leben und im geistlichen Leben. Und das hat ganz alte Tradition, solche Kräfte zu fördern und zu bilden. Das lesen Sie gleich im Anschluss.

Behüt' Sie alle Gott und geben Ihnen Hoffnung.

Thomas Gertler SJ

29. April 2020

Der Epheserbrief fordert uns auf die Waffenrüstung Gottes anzulegen und den geistlichen Kampf zu üben. Unten sehen wir die Rüstung, die damals üblich war. Ignatius von Loyola, der auch einmal ein Ritter war, nimmt für das christliche Leben und für die Unterscheidung der Geister auch das Bild des bewaffneten Kampfes. Daran bleibt vieles wahr, auch wenn es oft missverstanden und auch missbraucht worden ist.

Brief an die Epheser 6,10 - 20

6,10 Schließlich: Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn! 11 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, um den listigen Anschlägen des Teufels zu widerstehen! 12 Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den himmlischen Bereichen. 13 Darum legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils widerstehen, alles vollbringen und standhalten könnt! 14 Steht also da, eure Hüften umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, 15 die Füße beschuht mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. 16 Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. 17 Und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes! 18 Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen, 19 auch für mich, dass mir das rechte Wort gegeben werde, sooft ich meinen Mund auftue, mit Freimut das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden; 20 als dessen Gesandter bin ich in Ketten, damit ich in ihm freimütig zu reden vermag, wie es meine Pflicht ist.